Gelsenkirchen-Buer.

Seit 60 Jahren drehen sie ihre Runden, die Paternoster in Duisburg. Doch das Aus für die beiden „Personenumlaufaufzüge“ im dortigen Rathaus und im Stadthaus ist nahe. Die neueste Betriebssicherheitsverordnung drückt den roten Nothaltknopf: Paternoster dürfen nur noch von eingewiesenen Beschäftigten genutzt werden und wären damit tabu für Besucher. Auch in Gelsenkirchen waren über viele Jahrzehnte Fahrten in den offenen Kabinen möglich - im alten Hans-Sachs-Haus, im alten Sparkassengebäude am Neumarkt, im Kaufhof an der Bahnhofstraße (allerdings nur für Mitarbeiter) - und im Rathaus Buer. Dort wurde das technische Wunderwerk 2002 aus Sicherheitsgründen stillgelegt.

Trotz gemächlicher Fahrt in rumpelnden Kabinen hat der Paternoster gegenüber dem Fahrstuhl einen Vorteil: Zustieg und Ausstieg sind jederzeit möglich, das lästige Warten entfällt. Der Nachteil: Wer mit Gepäck, Kinderwagen oder gar im Rollstuhl unterwegs ist, bleibt beim Paternoster außen vor.

Auch wenn der Paternoster in Buer schon lange im Ruhestand und hinter einer Glaswand gesichert ist, kann man einmal im Jahr dennoch die Fahrstuhl-Nostalgie erleben. Beim Tag des offenen Denkmals kommen die zehn Kabinen wieder in Fahrt. In Begleitung von fachkundigem Personal geht’s dann wieder aufwärts und abwärts, die Umsetzerfahrten im Keller und auf dem Dach inklusive. In Buer ist das wieder am 13. September möglich.

Schule geschwänzt für Paternoster-Fahrt

An solchen Tagen werden dann Erinnerungen geweckt an Zeiten, in denen Paternoster wie selbstverständlich zu öffentlichen Einrichtungen gehörten. „Um Paternoster zu fahren, haben wir früher die Schule geschwänzt“, erinnerte sich schmunzelnd Thomas Zarske, als er vor einigen Jahren die Möglichkeit hatte, mal wieder in den buerschen Umlaufaufzug zu steigen. Als im Herbst 2011 das neue Hans-Sachs-Haus eröffnet wurde, mussten die Besucher daran denken, dass auch dort einmal ein Paternoster seine Runden drehte - für die Mitarbeiter der Verwaltung als selbstverständliche Möglichkeit, schnell von der einen zur anderen Etage zu kommen, für manch einen Bürger als Mutprobe.

So erzählte Ursula Krüger in einem Beitrag für die WAZ, wie sie als Zehnjährige ihre Mutter begleitete, die dort als Reinigungskraft beschäftigt war: „In Wirklichkeit hatte es uns der Paternoster angetan. Da wir Kinder ihn nicht allein benutzen durften, gingen wir freundlich grüßend und knicksend bis zur ersten Etage. Dort sprangen wir aufgeregt, Hände haltend, in den Paternoster und fuhren nach ganz oben zur Übersetzung. Fast dunkel, nur ein Notlicht.“ Ängstlich ging’s bis zur ersten Etage zurück. Dort stieg Ursula Krüger aus, ging zu Fuß zurück ins Erdgeschoss, freundlich grüßend und knicksend am Aufsichtspersonal vorbei.