Kita-Streik in Gelsenkirchen-Buer: Die Kinder, die im Sommer eingeschult werden, sind besonders betroffen. Kein Englischunterricht, Sprachförderung oder Schreibübungen. Und was für die Kleinen am schlimmsten ist: Die Übernachtungsaktion wird wohl nicht stattfinden.

Bei den Kusys ist nicht der sprichwörtliche Teufel, sondern da sind die Kinder los. Was fast auf’s Gleiche rauskommt. Denn Mama Jessica ist genervt. Sauer. Enttäuscht. Zum Teil sogar entsetzt. Ihre Lea Marie wird nach den Sommerferien eingeschult. Und ausgerechnet die letzten, die wichtigen Wochen im Kindergarten, in denen die Kleinen auf die Schule vorbereitet werden, die finden jetzt nicht statt.

„Die Kinder sollten Schultüten basteln“, berichtet Nadine Hanschke. „Wir haben daher extra keine gekauft, als wir den Tornister ausgesucht haben“. Und jetzt? Das Basteln fällt aus. Genau wie der geplante „Fußgängerführerschein“. Zusammen mit den Erzieherinnen und einem Polizeibeamten sollten die zukünftigen Erstklässler ihren Schulweg abgehen. Sollten erfahren, worauf sie im Straßenverkehr zu achten haben. Auch gestrichen.

Kaum noch Verständnis für die Situation der Erzieherinnen

„Mama, wo sind meine Freunde?“, fragt der Sohn von Bianca und Marc Warnke fast täglich. Englischunterricht, Sprachförderung, Schreibübungen, Sport – alles, was die Kleinen auf den neuen Lebensabschnitt vorbereiten sollte, fällt zur Zeit flach.

Nach drei Wochen Streik ist das Verständnis für die finanzielle Situation der Erzieherinnen auf Null gesunken. „Man kann ja auf die vermeintlich schlechte Situation aufmerksam machen“, sagt Marc Wanka. Eltern könnten sich ja zwischendurch auch ‘mal eine Woche Urlaub nehmen, aber drei Wochen und länger, das werde eng.“ Bianca Wanka sieht das etwas anders: „Die Erzieherinnen müssen sehen, auf wessen Knochen ihr Streik geht“. Bianca Wanka arbeitet in der Pflege. „Ich empfinde da schon eine gewisse Verantwortung und lasse die alten Leute nicht einfach auf sich allein gestellt da liegen.“

Eltern zahlen für ein Essen, das nicht gekocht wird

In dem Moment bricht der Tumult wieder los. Drei nach Getränken schreiende Kinder entern das Wohnzimmer. Mit der Wasserflasche in der Hand erklärt Jessica Kusy: „Was mich richtig wütend macht, ist, dass wir neben den Kita-Gebühren auch das Essen zahlen müssen. Ein Essen, was weder gekocht, noch verzehrt oder von den Eltern mittags abgeholt werden könnte.“ 45 Euro bezahlt Jessica Kusy pro Kind und Monat. „Weil mir keiner auf meine Fragen eine Antwort gibt, habe ich Gekita jetzt angeschrieben und erklärt, dass ich die Zahlungen einstelle“, sagt sie wütend.

„Ich finde den Streik blöd“, meldet sich Amy-Sammer. Die kleine hat sich total auf die Übernachtungsaktion gefreut, dieses „Highlight mit Nachtwanderung“. Fällt jetzt aber auch dem Streik zum Opfer. „Das ist für die Kinder ganz übel“, erklärt ihre Mutter Nadine Hanschke. „Amy weint deshalb fast täglich.“