Positiv: Im Emscherbruch in Gelsenkirchen existiert eine der größten Populationen von Ringelnattern in NRW. Doch durch den Umbau am Ewaldsee scheint sie zu leiden. „Schon der Verlust eines Eiablageplatzes oder eines Winterquartiers kann einen ganzen Bestand vernichten“, sagt der Nabu.

An einem dieser sonnigen Tage, die uns die Meteorologen für Pfingsten versprochen haben, stehen die Chancen nicht schlecht: auf die Begegnung mit einer trägen, auf dem Asphalt dösenden, trächtigen Ringelnatter-Dame.

Die wechselwarmen Reptilien heizen sich auf, um so die Entwicklung der Embryonen zu fördern. Rund um den Ewaldsee und im Emscherbruch lebt eine der größten Populationen dieser Schlangenart in Nordrhein-Westfalen.

Negativ: Landwirtschaft vertreibt den kleinen Bodenbrüter

Als besondere Problemzone des Naturschutzes identifiziert der WWF die Landwirtschaft. Der steigende Einsatz von Dünger und Pestiziden mache vielen Arten zu schaffen. Daneben sorge die Umwandlung von artenreichen Wiesen in Äcker dafür, dass wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen in unserer Kulturlandschaft rapide verschwänden. „Natur und Landwirtschaft können Partner sein. Aber dazu brauchen wir eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie. Bauern und Waldbesitzern muss klar gemacht werden, dass die Natur ihr Kapital darstellt und es in ihrem langfristigen wirtschaftlichen Interesse liegt, es zu erhalten“, sagt Christoph Heinrich, Vorstand beim WWF.

Einer der großen Leidtragenden unter dieser Entwicklung in unserer Region ist die braun gesprenkelte Feldlerche. Ihr markanter Gesang – dieses rhythmisch wiederholte rollende, trillernde oder zirpende Tönen – gehört zu jedem Frühjahr“, sagt Matthias Kaiser vom Lanuv. Doch leider verstummt dieser Ruf immer häufiger. Große landwirtschaftliche Maschinen, Dünger und Pestizide vertreiben den knapp 20 Zentimeter großen Vogel zusehends.

„Die ungiftige Ringelnatter lebt gerne in der Nähe von Wasserquellen“, sagt Matthias Kaiser, Leiter des Fachbereichs Artenschutz beim Lanuv (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen). Die Ringelnatter kann gut schwimmen und erbeutet ihre Lieblingsnahrung – Frösche, Kröten, Molche, Kaulquappen, aber auch Mäuse und Schnecken – im Wasser und an Land.

„Ihre Eier legt das Tier gerne in verrottende Substanzen ab, in Baumstümpfen, die vermodern oder in Komposthaufen. Orte, die durch ihre organischen Materialen eine gewisse Eigenwärme produzieren“, so Kaiser.

Eiablage im Komposthaufen

Bei Gartenfreunden kann dieses Verhalten zuweilen für Überraschungen sorgen. So haben die Kleingärtner an der Kleistraße wiederholt Schlangen gefunden. „Kein Grund zur Sorge“, sagt Kaiser. Allerdings sollte man beim Zusammentreffen mit einer Ringelnatter bedenken, dass sich das Tier verteidigen wird, wenn es sich bedroht fühlt.

Dann kann es nicht nur beißen, sondern auch ein übel riechendes Sekret absondern. Findet man sie zum Beispiel auf der Straße, rät Kaiser, die Schlange mit den beiden markanten gelben Halbmonden am Hinterkopf vorsichtig mit einem Stock zu vertreiben.

Gesundes biologisches Gleichgewicht

Für ein gesundes biologisches Gleichgewicht im Emscherbruch sei die Natter wichtig: weil sie vornehmlich junge, alte und kranke Tiere erbeutet. Allerdings scheint die Population auch in diesem Biotop-Mosaik gefährdet. Nach den Umbaumaßnahmen durch den RVR am Ewaldsee könnten wichtige Winterquartiere zerstört worden sein. „Schon der Verlust eines Eiablageplatzes oder eines Winterquartiers kann einen ganzen Bestand vernichten“, sagt der Nabu. Das soll jetzt überprüft werden. Denn die wichtigste Maßnahme zum Schutz der Ringelnatter besteht in der Erhaltung und Wiederherstellung möglichst ungestörter und unzerschnittener Lebensräume.

Die ja auch dem Menschen gefallen. Dieser könnte auch anderweitig vom Vorkommen der ein Meter großen Schlange profitieren: Nach altem Volksglauben sollen Ringelnattern, die in der Nähe des Menschen leben, kleine Kinder bewachen, Haus und Vieh schützen und ganz allgemein Glück und Segen bringen.