Die Hauptschule an der Mehringstraße in Scholven hat ein Berufsorientierungsbüro eröffnet. Nichts grundsätzlich Neues ist dabei, doch die Vielzahl stellt eine andere Qualität dar

„Ich hab' mir Hauptschule ganz anders vorgestellt. Hut ab!” sagte gestern Bernd Meigen, der stellvertretende Bezirksbürgermeister im Bezirk Nord. In der Hauptschule an der Mehringstraße hatte er der Gründung des Berufsorientierungsbüros beigewohnt, das die Beteiligten kurz „BOB” nennen.

Berufsorientierungsbüro HS Mehringstraße: Annette Kopp Foto: WAZ, Nils Aders/HG
Berufsorientierungsbüro HS Mehringstraße: Annette Kopp Foto: WAZ, Nils Aders/HG © Nils Aders/HG

„Jeder Lehrer hat in der Klasse 9 oder 10 Berufsorientierung gemacht”, sagte Annette Kopp, die sich zusammen mit Claudia Große-Onnebrink, der stellvertretenden Schulleiterin, zur Studien- und Berufswahlkoordinatorin ausbilden ließ. Doch die meisten hätten eben „so vor sich hingepröckelt”, doch es gehe darum, diese Bemühungen zu bündeln und zu systematisieren.

Dafür gibt es ein vom Land gefördertes Innovationsprojekt „Zukunft fördern – vertiefte Berufsorientierung gestalten”, aus dem entsprechendes Geld fließt. 2500 Euro hat die Mehringschule schon erhalten, noch einmal so viel sollten bald fließen.

Dafür wurden zwei Klassenräume neu gestaltet – mit frischen Farben gestrichen und mit Berufsbildern nach Vorbild der Manga-Comics geschmückt. Der größte Teil des Geldes aber wird in das Know-How von externen Fachkräften und Mentoren fließen.

Der BOB-Aufgaben-Katalog, den Annette Kopp schilderte, ist ansehnlich. Nichts grundsätzlich Neues ist dabei, doch die Vielzahl stellt eine neue Qualität dar wie auch die Forderung, das ganze Programm „verbindlich” in die Schulrichtlinien aufzunehmen.

Natürlich wird gelernt, wie man Bewerbungen schreibt, wo man die Ausbildungsbetriebe findet – mit Barbara Zeußel kommt auch regelmäßig eine Mitarbeiterin der Agentur für Arbeit in die Schule. Geübt werden Beratungsgespräche, Internet-Recherche gehört für Jugendliche zum Aufgabenkatalog, die zwar durchaus im Netz surfen können, dennoch aber Schwierigkeiten haben, sich doch manche Websites zu wühlen.

Als ganz wichtig bezeichnet Kopp die Vorträge externer Partner – das können Ehemalige der Schule sein, Vertreter aus der Wirtschaft, die Eltern, Kollegschul-Lehrer oder Ehrenamtliche.

Nicht unbedingt üblich ist der Ansatz, zum Beispiel Praktikums-Erfahrung auszuwerten. Kopp: „Wie viele kommen da unter, wo sie ein Praktikum hatten?”

Hinter den Kulissen

Berufsorientierungsbüro HS Mehringstraße: Alina Gießler foto: WAZ, Nils Aders/HG
Berufsorientierungsbüro HS Mehringstraße: Alina Gießler foto: WAZ, Nils Aders/HG © Nils Aders/HG

Ein Praktikum soll der Information dienen und möglicherweise die Frage beantworten, ob der angestrebte Traumberuf überhaupt der richtige ist. In diesem Sinne hat Alina Gießler von der Scholvener Hauptschule wichtige Erfahrungen gesammelt. Für ihren Praktikumsbericht hatte sie bei einem Sparkassen-Wettbewerb einen dritten Platz belegt. Eigentlich hatte sie Schauspielerin werden wollen und deshalb beim Musiktheater hinter die Kulissen geschaut – bei den Bühnenbildnern.

Der Bereich der Bühnenmaler und -bildner, sagte Alina Gießler gestern, sei von Anfang nicht für sie infrage gekommen. Aber der Blick hinter die Kulissen hat wohl ausgereicht, sie vom Wunsch der Schauspielerei zu „heilen”. Was sie denn jetzt anstrebe, haben wir sie gestern gefragt. Die Antwort: „Irgendetwas mit Fotografie.” chris