Gelsenkirchen-Resse. . Mit einem Frühlingsfest feierte jetzt das Emmaus-Hospiz St. Hedwig Resse seinen fünften Geburstag. Geboten wurden nicht nur ein unterhaltsames Musik- und Informationsprogramm, sondern auch Gruppenführungen durch die Einrichtung.
„Genieße den Augenblick, denn der Augenblick ist Dein Leben.“ Dieser Spruch ist auf einer Karte zu lesen, unmittelbar im Eingangsbereich des Emmaus-Hospizes St. Hedwig in Resse. Gegenüber brennt eine große Kerze – das Zeichen, das hier heute ein Mensch aus dem Leben geschieden ist. Die Teilnehmer der kleinen Führung halten kurz inne.
Zum fünften Geburtstag des Hospizes bieten die Verantwortlichen erstmals öffentliche Führungen durch das Haus an. In kleinen Gruppen werden die Besucher durch einige Räume geführt. Ein Einblick in einen Ort, in dem Leben und Tod aufeinander treffen, ein Ort des Übergangs. „Ich hoffe, dass sich die Besucher persönlich darauf vorbereitet haben“, sagt Marion Eichhorn, die Pflegedienstleiterin. „Der Tod ist hier präsent. Aber zunächst ist das Leben da.“ Und das soll hier angenehm sein, so schön es geht. Manchmal werden Partys gefeiert, Grillabende veranstaltet. „Bei uns heißt es ,carpe diem’: Nutze den Tag.“ Denn die Verweildauer beträgt im Durchschnitt zwölf Tage.
Gäste können selbst kochen
Erst einmal geht es in das Wohnzimmer. „Schön“, flüstert eine Besucherin. Eine Glaswand trennt den Wohn- und den Essbereich. Von hier aus ist der Balkon zugänglich. „Der ist durch eine Spende ermöglicht worden“, berichtet Marion Eichhorn. Auch ein Blick in die Küche ist erlaubt. „Hier kann man auch selbst kochen“, erklärt die Pflegedienstleiterin. „Ehrlich?“, fragt eine Dame überrascht.
Schon geht es weiter in ein unbewohntes Zimmer. „Sehr schön – gar nicht traurig“, raunt eine Besucherin dem Gatten zu. Es ist spürbar, wie überrascht die Menschen sind von der positiven Atmosphäre im Haus. Doch das Beeindruckendste kommt erst noch: das Bad. In einem romantisch dekorierten Raum steht eine große Wanne, die auch kranken Menschen jeden Komfort bietet. „Jeder Gast kann hier in der Wanne liegen und einen Sekt trinken, vielleicht auch einen Rotwein“, überrascht Marion Eichhorn. „Das kann man sich gar nicht vorstellen, dass die Menschen das noch können“, raunt wieder jemand. Es zeigt sich, Klischees können hier getrost vergessen werden.
Humor macht Vieles leichter
Das beeindruckt auch Kirsten Wirth. „Ich bin ausgebildete Trauer- und Sterbebegleiterin. Aber es ist schon etwas Anderes. Heute bin ich als Angehörige da“, erzählt sie. „Es wirkt freundlich und familiär, ist immer noch ein Leben. Das ist für mich auch in der letzten Phase lebens- und liebenswert.“ Sogar eine Phase, in der noch viel gelacht wird. „Wer hier ist, der hat sein Schicksal angenommen. Das kann man nicht weglachen. Aber mit Humor kann man Vieles leichter machen.“ Kirsten Wirth wird das Hospiz in guter Erinnerung behalten. „Beruflich kann ich das gut weiter empfehlen. Und als Betroffene weiß ich, meine Angehörige ist hier gut versorgt.“
Nach der Führung ist noch Zeit für ein Gespräch: „Was war das für ein Gefühl, heute hier zu sein?“, fragt Marion Eichhorn. Der Eindruck eines Besuchers bewegt alle im Raum: „Die große Treppe am Eingang ist wie eine Lebensleiter. Und unser Leben geht ja auch gen Himmel.“