Gelsenkirchen-Hassel. . „Komische Leute ohne wirklichen Nutzen“ nennt sich die Laien-Schauspiel-Truppe „K.L.O.W.N.“ aus Hassel. Dass sie aber sehr wohl zu unterhalten versteht, bewies sie jetzt wieder bei der Aufführung von Dürrenmatts „Die Physiker“.

Ort: Eine Anstalt. Bereits der zweite unnatürliche Todesfall, mit dem sich der Inspektor abmüht. Ihm gegenüber sitzt „Isaac Newton“ – zumindest hält sich der Mann dafür. Freimütig erzählt er vom ersten Todesfall, der auf seine Rechnung geht. Eine junge Schwester musste sterben. „Sie liebte mich, ich liebte sie. Das Dilemma war nur durch eine Vorhangkordel zu lösen.“ Das Publikum lacht zaghaft. „Meine Aufgabe ist es, über Gravitation nachzudenken.“

Auf der kleinen Bühne in der Hasseler Lukaskirche bringt die Laien-Truppe „K.L.O.W.N“ („Komische Leute ohne wirklichen Nutzen“) Dürrematts „Physiker“ auf die Bühne. Seit rund 15 Jahren arbeitet die Gruppe am Eppmannsweg, von Anfang an unter der Leitung des Schauspielers Ulli Penquitt. „Jedes Stück braucht ein Jahr Probenzeit“, erzählt er. Ebenso dass einige, wie der „Inspektor“ Dirk Sinders, schon seit 15 Jahren dabei sind. Andere kommen neu dazu. Davon lebt die Gruppe. „Wir sind wie eine große Familie. Was ich an dieser Gruppe toll finde, ist, dass sie neue Leute gut aufnimmt.“

Anspielung auf Göring

„Schauspielerische und persönliche Entwicklung gehen einher“, betont Regisseur Ulrich Penquitt. Das Publikum jedenfalls profitierte davon.
„Schauspielerische und persönliche Entwicklung gehen einher“, betont Regisseur Ulrich Penquitt. Das Publikum jedenfalls profitierte davon. © Funke Foto Services

Auf der kleinen Bühne werden langsam alle Personen eingeführt, entfalten sich die kuriosen Szenen mit Tiefgang und Querverweisen auf die Geschichte. Da sind gerade Inspektor Voß und Fräulein Mathilde von Zahnd, die Anstaltsleiterin, im Gespräch. Er klärt sie auf, er habe herausgefunden, dass „Newton“ sich in Wirklichkeit für Einstein halte. Sie jedoch lacht: „Für wen sich meine Patienten halte, bestimme ich.“ Eine Anspielung auf Göring und gleichsam ein Beispiel für die Willkür und Allmacht einer Anstaltsleitung.

Das Stück wählte die Gruppe gemeinsam aus. „Ich gebe nichts vor“, so Penquitt, der darum weiß, was Schauspielerei mit Menschen macht. „Die schauspielerische und persönliche Entwicklung gehen einher. Rollen wirken immer nach. Ich sage immer, das ist das Glück meiner Profession.“ Im konkreten Fall mag das bedeuten: Wer den Irren spielt, beugt dem Irrsinn vor.

Kurzweiliger Abend

Das Stück „Die Physiker“ feierte bereits vor einem halben Jahr Premiere. Aktuell probt die Gruppe bereits am nächsten Stück „Der eingebildete Kranke“. Das soll im November Premiere feiern.

Oben geht das Geschehen weiter, prallen die inszenierte „schöne Welt“ der Anstalt mit der Skurrilität aufeinander. Die Laienschauspieler sind drin in ihren Rollen, füllen sie mit Leben, vergessen die wenigen Zuschauer. Dass dies soweit geht, dass sie nur selten in den Publikumsraum blicken, entschuldigen die Gäste gern. Denn denen, die hier sind, haben die ambitionierten Darsteller einen kurzweiligen Abend bereitet.