Gelsenkirchen. Ein Störfall in der BP-Raffinerie in Gelsenkirchen bringt Anwohner in Sorge. Die Feuerwehr zählt vermehrt Anrufe. Doch es gibt keinen Großbrand.

Über Scholven, Bertlich und Westerholt verfärbte sich der Himmel in der Nacht zum Freitag rot. Die Anwohner wurden durch laute Geräusche aus ihrem Schlaf gerissen. „Es hat ölig gestunken“, beschweren sich zahlreiche Leser am Freitagmorgen in der Redaktion.

Verursacher der Belästigung war die Raffinerie der BP in Scholven. Wie Konzernsprecher Stefan Koch erklärte, war es in der Nacht gegen 2.30 Uhr im Werk Scholven der Ruhr Oel GmbH zu Fackeltätigkeiten gekommen.

Stromausfall im nördlichen Bereich des Werkes

„Die Ursache war ein Stromausfall im nördlichen Bereich des Werkes durch einen Ausfall eines Transformators im externen Umspannwerk Bellendorf. Durch den zehn Sekunden andauernden Stromausfall sind mehrere Produktionsanlagen der Ruhr Oel GmbH ausgefallen uns es kam in diesem Bereich zu Fackelaktivitäten, die mit Lärmentwicklung und sichtbarem Lichtschein verbunden waren“, sagt Stefan Koch.

Von einer Geruchsbelästigung wusste Koch nichts. „Die Umweltbereitschaft war draußen. Sie konnte keine Geruchsbelästigung wahrnehmen.“ Was genau über die Fackel abgebrannt wurde, konnte Koch gestern nicht sagen. Er war sich auch nicht sicher, ob diese Auskunft nicht unter das Betriebsgeheimnis fällt.

BP kündigt an: Abfackeln auch am Wochenende

Auch bei der Aufsichtsbehörde, bei der Bezirksregierung in Münster, konnte man gestern keine konkreten Angaben zu dem Störfall machen. „Wir haben BP aufgefordert, nach der Ursache zu forschen“, erklärte Sprecherin Ulla Lüttkehermölle auf Anfrage. „Wir arbeiten intensiv an der Aufklärung.“

Für Claudia Baitinger, BUND-Sprecherin und Mitglied der Kommission für Anlagensicherheit beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, wirft der Störfall eine Frage auf. „Gibt es eine redundante Stromversorgung, die einen solchen Fackelbetrieb vermeiden lässt, falls das wirklich die Ursache war und nicht nur eine Schutzbehauptung?“, fragt sie. Für Baitinger muss eine solche Anlage in Bruchteilen von Sekunden einen Stromausfall kompensieren können.

BP erklärte am Freitag, dass es den erneuten Zwischenfall bedauere. Und kündigte weitere Fackeltätigkeiten für das Wochenende an. So wurde auch am Freitagabend in der Raffinerie abgefackelt. Dies sorgte auch bei Menschen in umliegenden Städten wie Bochum und Essen für Unsicherheit. Auf Twitter etwa wurde "eine Riesen Flammensäule im Himmel" beschrieben. Eine andere Twitterin beobachtete ein "seltsames Flackern", das nicht "nach Sonnenuntergang" aussah. In der Leitstelle der Feuerwehr in Gelsenkirchen registrierte man mehrere Anrufe besorgter Bürger, die einen Großbrand vermuteten. Aber auch bei der Feuerwehr hieß es: in der Raffinerie werde Gas abgefackelt.