Vor 70 Jahren ging der 2. Weltkrieg zu Ende. Im März 1945 mussten die Menschen in Buer und Horst noch schreckliche Kriegstage über sich ergehen lassen. Die Alliierten flogen noch einmal verstärkt Luftangriffe. Die Schachtanlage Hugo und das Hydrierwerk in Scholven waren ihr Ziel

Vor 70 Jahren, im März 1945, ging in Buer und Horst der 2. Weltkrieg zu Ende. Doch bis es am 30. und 31. März 1945 soweit war, mussten die Bueraner und Horster noch schreckliche Kriegstage über sich ergehen lassen.

Die meisten erlebten diese Tage und Nächte in den Schutz- und Kellerräumen. Seit Mitte März wagte sich kaum noch jemand hinaus. Von Nordwesten rückte die Front langsam, aber unaufhaltsam näher. Im Februar, aber auch Anfang März flogen die Alliierten noch einmal verstärkt Luftangriffe.

Schwere Bombenschäden

Bereits im November und Dezember hatte es schwere Bombenschäden gegeben, unter anderem in Erle, aber auch in Hassel, Scholven und Bülse. Ende Februar waren die Schachtanlage Hugo und das Hydrierwerk in Scholven noch einmal Ziel der alliierten Flieger. „13.50 Uhr, elf Sprengbomben auf Hugo II und Ziegelei. Schäden am Kühlturm. Bergeaufzug durch Volltreffer zerstört”, schrieb der damalige Hugo-Tagesbetriebsführer Heinrich Pohlmann in einem „Stimmungsbericht nach Feindeinwirkungen”.

Am 19. Februar traf eine Minenbombe den Bahnhof Hugo II. Am 22. Februar notierte Pohlmann „gegen 16 Uhr Sprengbombe – Schachtgerüst Hugo II und Seilscheibe schwer beschädigt.” Stark in Mitleidenschaft gezogen wurden bei den Angriffen auf das Hydrierwerk die Ortsteile Bülse und Scholven, aber auch die Heege. Die Ortsteile lagen in der Einflugschneise der alliierten Flieger. Weit mehr als 1 500 Bombentrichter gab es nach Ende der Bombardierungen allein in Bülse. Scholvens Landwirt Bette zählte damals nur auf seinen gut 20 Hektar großen Äckern ganz nahe am Hydrierwerk über 500 Bombeneinschläge.

Letzte Angriffe auf die Zeche Nordstern

In Horst flogen die Alliierten am 28. Februar und am 8. März die letzten Luftangriffe auf die Zeche Nordstern und auf Gelsenberg. Nach dem Angriff vom 28. Februar wurde das Hydrierwerk total stillgelegt, die Zivilbevölkerung, vorwiegend in Horst-Süd und zwischen Buerer- und Johannastraße, beklagte bei diesem Angriff die meisten Opfer. Bereits im November war das Josefs-Hospital von sieben Bomben getroffen worden. Schwer beschädigt war auch die Rennbahn, der Friedhof Horst-Süd war regelrecht „umgepflügt”. Schloss Horst und Horst-Mitte waren nicht so stark betroffen – sie lagen nicht in der Angriffslinie.

Ähnlich erging es Buer-Mitte, wo die Zerstörung im Vergleich ebenfalls nicht so groß war. Schwer getroffen wurde die Urbanus-Kirche, die schon im Juni 1944 durch eine Luftmine, die auf die Freiheit fiel, auf der Nordseite „schrecklich verwüstet” wurde, so der damalige Pfarrer Roosen. Gottesdienste waren dort nicht mehr möglich.

Kein Tag ohne Fliegeralarm

Im letzten Kriegsmonat, im März 1945, verging kein Tag ohne Fliegeralarm. Tag und Nacht flogen die alliierten Jagdflieger und Bomber ihre Einsätze. Viele Bueraner und Horster blieben ständig in den Bunkern. „Der Bombenkrieg war so schrecklich und hart, dass bald kein Haus verschont blieb”, schrieb eine Zeitzeugin vor vielen Jahren auf.

In Bülse suchten die meisten Familien Schutz im Bülser Bunker, der noch heute neben der Bülseschule steht. Sogar eine Sanitätsstube gab es im Bunker. Einen eigenen Raum für sich hatte Ortsgruppenleiter Dammänchen, der dort hektisch einen Volkssturm organisierte. Immer wieder habe man ihn „rumfluchen” gehört, heißt in einer Erinnerung. Südlich der Bahnlinie suchten andere Bülser ein wenig Schutz in einem Splittergraben an der alten Buer-Gladbecker-Straße, dem heutigen Forstweg.