Violett ist in der Wohnung von Linda und Martina die dominierende Farbe. Von der Blumenvase über die Obstschale bis hin zum Mülleimer in der Küche. Sogar die beiden Damen tragen violett. So einig, wie sie sich hier sind, sind sie sich auch im Leben. Seit Oktober bilden sie eine Wohngemeinschaft in einem Haus gleich neben dem Wichernhaus, wo beide zuvor stationär untergebracht waren.
Seit dem Einzug noch kein Streit
„Wir haben beide hier gewohnt und uns hier kennen gelernt. Wir waren sofort ein Herz und eine Seele“, erzählt Martina strahlend. „Und seitdem wir zusammen leben, hat es noch nicht einmal Streit gegeben.“ Für eine Wohngemeinschaft ist das recht ungewöhnlich. Dort aber klappt es. Vieles machen die Frauen zusammen. Dazu gehört auch das Kochen. „Da haben wir uns erst einmal Hilfe geholt.“ Die beiden lernten jedoch schnell. „Nudeln kochen wir schon ganz gut.“ Deswegen gibt es die auch häufiger. „Sich jetzt das Essen selbst aussuchen zu können, das ist toll“, lacht Martina. Sogar das mit dem Putzen klappt. „Wir machen meistens samstags zusammen den Hausputz. Aber wenn ich auf der Arbeit bin, macht Linda oft schon etwas alleine. Obwohl ich sage, sie soll das nicht.“
Ein ganz normales Leben führen die beiden. Ein großer Erfolg ist das, denn nicht immer war alles im Leben der Frauen so rosig. Die 60-Jährige Linda führte lange Jahre ein selbstständiges Leben. „Ich war über 17 Jahre verheiratet“, erzählt die Witwe. „Aber nach dem Tod meines Mannes habe ich mich alleine schlecht gefühlt. Ich hatte ständig Angst, dass jemand in der Wohnung ist.“ Linda zog in den stationären Bereich des Wichernhauses um, wo sie zwei Jahre lang lebte. „Aber ich habe mir schon gewünscht, wieder in einer eigenen Wohnung zu leben.“ Zudem hat sie in den Gelsenkirchener Werkstätten einen Arbeitsplatz gefunden.
Auch Martina hatte schon einmal eine eigene Wohnung. „Da habe ich mit meinem Partner Gerd gelebt. Aber das hat nicht geklappt. Gott sei Dank kamen wir dann ins Wichernhaus. Das hat wirklich nicht geklappt. Da ging alles drunter und drüber.“
Zehn Jahre lebte das Paar in der stationären Einrichtung, heiratete dort sogar. Mittlerweile sind Martina und Gerd wieder getrennt. Und weil man bekanntlich alte Zöpfe am besten abschneidet, kam der Umzug der 37-Jährigen in die Wohngemeinschaft gerade recht. Zumal sie sich auch beruflich beachtlich entwickelt, auf ihrer Arbeitsstelle in einem Resser Seniorenheim stetig dazu lernt, heute sogar in der Pflege assistieren darf.
Auch nach rund sechs Monaten in der eigenen Wohnung sind die beiden in Sachen Einrichtung und Deko noch nicht ganz fertig. „Wir haben gesagt, jeder darf sein Zimmer selbst gestalten“, erzählt Martina, die für sich ein „Meereszimmer“ gestaltete – eine blaue Abwechselung im vielen Violett. Jetzt soll auch das Bad ran. Und die großzügige Terrasse wollen sie natürlich für den Sommer gestalten. Beide Frauen gehen auf in ihrer neuen Lebenssituation und sind sich einig: „Wir wollen hier nie wieder weg.“