Gelsenkirchen-Buer. . Vier Wochen Nepal: Was Anästhesist Dr. Christian Afflerbach und OP-Schwester Michaela Lehmanski nach Südasien zog, war keine Urlaubs-Klettertour – sondern ein arbeitsreicher Hilfseinsatz am OP-Tisch.
„Es ist eine völlig andere Welt“, da sind sich Michaela Lehmanski und Dr. Christian Afflerbach in der Bewertung ihres bald vierwöchigen Nepal-Aufenthaltes einig. Doch nicht eine Urlaubsreise ließ die beiden Mitarbeiter des Bergmannsheil-Krankenhauses in Buer in den Flieger steigen. Sie haben im November unseren Arbeitsplatz verlegt und im Sush-ma Koirala Memorial Hospital in der Nähe von Kathmandu in einem Team von ausländischen Chirurgen als Anästhesist und OP-Schwester bei gynäkologischen Eingriffen mitgewirkt.
Auch wenn die Klinik, die seit 1997 durch Spenden finanziert wird und vor allem rekonstruktive Operationen durchführt, einen für nepalesische Verhältnisse guten Standard hat, mussten sich die Gäste aus Deutschland auf ungewohnte Arbeitssituationen einstellen. „Niemand erwartet den heimischen Standard. Über Schimmelflecken im OP-Saal sieht man schnell hinweg. Aber man erkennt sofort, wie lernbereit die Nepalis sind“, so Schwester Michaela.
„Man kann so viel bewegen“
Sie konnte ihre Kenntnisse in der pflegerischen OP-Leitung weitergeben, die einheimischen Pflegekräfte anleiten und sich auch um die Lagerlogistik in der Klinik kümmern. Die Sachspenden mussten sortiert und sinnvoll untergebracht werden. „Man lernt, dass man auch in kleinen Schritten zum Ziel kommt. Man hat uns herzlich empfangen und unsere Arbeit wertgeschätzt. Höflichkeit und große Freundlichkeit bestimmen das Miteinander. Man kann so viel bewegen. Dieser Aufenthalt hat mich seelisch reifen lassen.“
Mehr Lebensqualität für Frauen
Dr. Christian Afflerbach hat während seines Aufenthalts bei rund 70 Operationen als Narkosearzt Patienten überwacht, davon allein 44 gynäkologische Eingriffe. „Die Frauen kamen aus entlegenen Regionen Nepals. Blasen- und Gebärmuttersenkungen sind in Nepal weit verbreitet, weil die Frauen seit Kindertagen schwer heben und tragen. Sie arbeiten auf den Feldern tief in der Hocke sitzend, was das Bindegewebe dramatisch schwächt und zu Senkungen von Organen und Beckenboden führt.“ Die Operationen verhelfen den Frauen zu mehr Lebensqualität.
Die kleine gynäkologische Einheit in der 43-Betten-Klinik, die in erster Linie Wiederherstellungsoperationen nach Verbrennungen und aufgrund von Fehlbildungen durchführt, ist für Nepal einzigartig. „Gemeinsam mit den Stationsärzten konnte ich eine für sie neue Form der Schmerztherapie etablieren“, so der 51-Jährige. „Es ist nicht zu unterschätzen, wie groß teilweise die Anspannung ist, unter deutlich anderen Bedingungen und Voraussetzungen als in Deutschland zu arbeiten. Operationsrisiken und Probleme bei Komplikationen müssen ganz anders bewertet werden. Eine Intensivstation gibt es nicht.“
Ob es einen weiteren Einsatz für die Zwei in Nepal gibt? Vorstellbar, aber noch nicht beschlossen. Mit den Worten „wir erwarten euch im nächsten Jahr“ wurden sie jedenfalls in Nepal verabschiedet.