Gelsenkirchen-Horst/-Scholven. Der Fackelschein und die Benzolbelastung waren die beiden bestimmenden Themen beim Bürgerdialog, zu dem das Chemieunternehmen BP eingeladen hatte. In der Lukaskirche wurden Standpunkte ausgetauscht, manche Fragen blieben unbeantwortet.

Der anhaltende Fackelschein über den Raffinerien in Horst und Scholven sowie die Entwicklung der Benzolwerte bestimmte den jüngsten Bürgerdialog, zu dem das Chemieunternehmen BP eingeladen hatte. In der Lukaskirche am Eppmannsweg hatte das Publikum am Donnerstagabend die Gelegenheit, die Fragen direkt an die Vertreter der Geschäftsführung und des Betriebsrates zu stellen. Ob beide Seiten - Fragesteller wie Antwortgeber - die Veranstaltung mit einem Gefühl der Zufriedenheit verlassen haben, darf bezweifelt werden. Zu unverrückbar zeigten sich die Positionen.

Stand der Technik

Dr. Klaus Niemann, Vorsitzender der BP-Geschäftsführung, stellte zunächst die Wirtschaftsdaten des Unternehmens und die volkswirtschaftlichen Auswirkungen auf den Standort Gelsenkirchen vor, bevor er auf Fackel und Benzol zu sprechen kam. Fackeln kommen in jeder Raffinerie, in jeder Kokerei vor, seien Sicherheitseinrichtungen nach dem Stand der Technik, dienten dazu, im Falle einer Betriebsstörung überschüssiges Gas sicher und weitestgehend rückstandsfrei zu verbrennen. Sein Fazit: „Ohne Fackeln ist ein Chemiewerk nicht zu betreiben.“ Die Benzolbelastung, vor allem am kritischen Messpunkt Fünfhäuserweg, sei konsequent zurück gegangen - von 5,77 Mikrogramm im Jahresmittel für 2012 auf 2,19 Mikrogramm im Jahr 2014. Niemann: „Die eingeleiteten Maßnahmen, darunter der Luftreinhalteplan, werden den Wert weiter reduzieren.“

Zweifel und Gerüchte

Das überwiegend von AUF, MLPD und der ihnen nahe stehenden Umweltgewerkschaft durchwirkte Publikum wollte diesen Aussagen keinen Glauben schenken. Es forderte den Bau einer Fackelgas-Rückgewinnung ein, sprach von „Störfällen“, wo „Betriebsstörungen“ gemeint waren, sorgte sich um die Belegschaft, für die höhere Benzol-Grenzwerte gelten, und scheute sich auch nicht davor, Gerüchte als Tatsachen darzustellen. So sei die Zahl der Mitarbeiter reduziert worden, Fackelschein grundsätzlich nur nach 17 Uhr zu beobachten oder von Mietern im Umfeld der Raffinerien verlangt worden, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben, mit der sie sich bereit erklären, juristisch nichts gegen BP zu unternehmen.

Das war dann auch BP-Produktionsleiter Dr. Josef Schmitz zuviel, der zuvor geduldig versucht hatte, auf alle Fragen einzugehen. „Auf Unsinn antworte ich nicht“, wehrte er sich gegen manche Unterstellung. Inwieweit der Verkehr der nahen Autobahn seinen Anteil an der Benzolbelastung in Teilbereichen von Scholven, vermochte Schmitz nicht zu sagen. „Wir werden bei uns im Haus erst einmal saubermachen“, verwies er auf umfangreiche innerbetriebliche Maßnahmen zur Senkung der Schadstoffbelastung.