Gelsenkirchen-Resser Mark.. Sie gilt als Mutter des Emmaus-Hospizes in Resse. Und der Tod markiert einen Pol ihres Lebens: Der Vater starb kurz nach ihrer Geburt; Jahrzehnte später pflegte sie ihre Mutter zu Hause. Den Ablauf der eigenen Beerdigung hat sie bereits festgelegt.


Sie gilt als Mutter des Emmaus-Hospizes in Resse – entwickelte sie doch 2005 gemeinsam mit Servitenpater Christian M. Böckmann die Idee einer solchen Einrichtung für Sterbende im Stadtgebiet. Und Mutter sein, ja, das kann sie: Kunststück, bei sechs Kindern! Es war also immer Trubel in ihrem Haus in der Resser Mark. Der Tod freilich, er markiert den zweiten Pol ihres Lebens: Der Vater starb kurz nach ihrer Geburt; und Jahrzehnte später pflegte sie lange Monate ihre Mutter, zu Hause, im Wohnzimmer. Der eigene Tod, er macht ihr keine Angst. „Ich habe schon alle Vorbereitungen getroffen.“

Wo andere den Gedanken ans Sterben verdrängen, geht sie in die Offensive. „Auf dem Gut bei Paderborn, wo ich aufgewachsen bin, war es üblich, Verstorbene im offenen Sarg in der Halle aufzubahren. Als Mädchen habe ich für sie Blumen gepflückt und erlebt, wie die Toten würdig verabschiedet wurden. Das hat mich geprägt“, so die 71-Jährige. Als sie später selbst Kinder hatte, war es für sie selbstverständlich, ihnen Sterben als Teil des Lebens zu vermitteln. „Unserem Dreijährigen haben wir damals gesagt, dass Omi nicht mehr lange zu leben hat und wir ihr die letzte Zeit schön machen wollen.“

Voller Tatendrang

Noch heute ist Irmhild von Fürstenberg Vorsitzende des Hospiz-Fördervereins.
Noch heute ist Irmhild von Fürstenberg Vorsitzende des Hospiz-Fördervereins. © FUNKE Foto Services | FUNKE Foto Services






Wer Irmhild von Fürstenberg gegenübersitzt, erlebt sie als fröhliche Frau, voller Tatendrang – ein Mensch, der jede freie Minute nutzt, nicht nur für sich beim Gärtnern oder Lesen („ich liebe Bücher!“), sondern auch für andere.

Gerade 22-jährig, heiratete sie als Lehramtsstudentin einen angehenden Juristen und bekam noch im Studium zwei Kinder. „Wir waren uns einig, dass wir eine große Familie wollen“, erinnert sich die pensionierte Lehrerin der Fächer Deutsch, Geografie und Sozialwissenschaften. Beruflich kürzer zu treten, kam für sie nie in Frage. Sie wollte beides: Familie und Beruf.

Ehrenamtliches Engagement

„In den ersten Jahren hatten wir eine Kinderfrau; als wir 1978 in die Resser Mark zogen und ich am Leibniz-Gymnasium unterrichtete, Au-pair-Mädchen. So konnte ich ohne schlechtes Gewissen Vollzeit arbeiten.“ Erst nach der Geburt des fünften Kindes ließ sie sich für zehn Jahre beurlauben. Genug Zeit also für ehrenamtliches Engagement (s. Info-Box) und Kind Nr. 6.

Die Pensionierung 2004 am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium, sie war für sie nur der Beginn, ehrenamtlich erneut durchzustarten: Bei den Maltesern ließ sie sich zur Multiplikatorin ausbilden, um Ehrenamtliche für die Begleitung Sterbender zu schulen – ihr neues, altes Thema. Unermüdlich warb sie ab 2005 für die Hospiz-Idee und übernahm 2007 den Vorsitz der Hospiz-GmbH; noch heute ist sie Fördervereins-Vorsitzende.

Und wenn sie an ihren eigenen Tod denkt? „Ich bin vorbereitet. Die Patientenverfügung ist unterschrieben, der Ablauf der Bestattung samt Liedern festgelegt. Zuerst soll die Berdigung stattfinden, dann das Auferstehungsamt mit Osterliedern. Ich hoffe, dass der Familie der Abschied dann etwas leichter fällt.“