Gelsenkirchen-Horst. . Den Friedhof Horst-Süd dicht machen, um ihn im Falle eines extremen Hochwassers als Überflutungsgebiet vorzuhalten: Mit der übergroßen Mehrheit der Bezirksvertretung West war dies nicht zu machen. Sie fordern Alternativlösungen ein.

Sie trägt den sachlichen Titel „Hochwasserrisiko-Management-Planung“ – doch was die Verwaltungsvorlage für die gestrige Sitzung der Bezirksvertretung West enthielt, wirkte auf die Kommunalpolitiker wie Sprengstoff: Schlägt das Umweltreferat doch vor, den Friedhof Horst-Süd bis 2022 zu schließen, um dessen Fläche bei einem „250-Jahres-Hochwasser“ als Überflutungsgebiet vorzuhalten. Alle waren sich über die Parteigrenzen hinweg einig, dass man so mit Horst(ern) nicht umspringen dürfe.

Die EG-Hochwasserrisiko-Management-Richtlinie ist es, 2010 in Bundesrecht überführt, die Gelsenkirchen wie alle anderen Kommunen nötigt, Maßnahmen für ein „sehr unwahrscheinliches“ extremes Hochwasser zu entwickeln und umzusetzen. Sprich: Wie lassen sich Schäden für Menschen, Umwelt, Kulturerbe und Wirtschaft reduzieren, wenn im Bereich der Emscher und des Lanferbachs die Deiche versagen und die Pumpwerke ausfallen – was statistisch alle 250 Jahre geschehen könnte. „In Horst stünden dann einige Bereiche bis zu vier Meter unter Wasser“, darunter auch der Friedhof, verteidigte Ute Niehoff vom Referat Umwelt den Vorschlag der Schließung.

„So geht’s nicht!“

Vergeblich: SPD-Fraktionssprecher Udo Gerlach wähnte sich „kurz vor einem mittleren Herzinfarkt“ und erinnerte an die Empörung vor einigen Jahren, als der Friedhof wegen des zu hohen Grundwassers geschlossen werden sollte. „Damals ist die Verwaltung dazu übergegangen, die ohnehin rückläufigen Bestattungen nur noch auf dem höher gelegenen Gelände zu erlauben. Das war die Entwarnung.“ Die Verwaltung vermische die Aspekte Grundwasserpegel und Hochwasser.

CDU-Fraktionssprecher Franz-Josef Gerlach fragte derweil, „warum der Friedhof denn nicht einfach eingedeicht und vorhandene Deiche erhöht werden können“. Dass die Emschergenossenschaft diese Maßnahme nicht in ihrem Hochwasseraktionsplan aufliste – so Ute Niehoff –, mochte er als Argument nicht gelten lassen. „Die Überflutung des Friedhofs kann nicht die Lösung sein! So geht’s nicht!“, schimpfte er.

Schleusen für Schloss Horst

Tomas Grohé von den Linken mahnte zwar zur Sachlichkeit („wir müssen uns auf so ein Ereignis vorbereiten“), relativierte aber auch die Bedeutung für den Friedhof: „Wenn der überschwemmt wird, kräht kein Hahn mehr danach!“

Am Ende kamen bis auf Kevin Gareth Hauer (Pro NRW) alle darin überein, der Vorlage zuzustimmen – freilich versehen mit einem Auftrag an die Verwaltung, Alternativlösungen für eine Friedhofschließung zu entwickeln, etwa durch technische Maßnahmen. So soll das Museum von Schloss Horst im Untergeschoss ab 2019 automatische Schleusen und Fenstersicherungen erhalten; geschätzte Kosten: rund 180 000 Euro.