Der Tierschutzverein Gelsenkirchen und Diakon Roland Curdt-Warmuth gestalteten einen Gottesdienst im Saal des Tierheims. Rund 30 Menschen folgten der Einladung und beteten für das eigene Tier und dafür, dass Tiere weltweit besser behandelt werden.

„Lassen wir uns inspirieren, so kurz vor Weihnachten, von dem Thema Tier und Mensch“, begrüßt Diakon Roland Curdt-Warmuth die rund 30 Menschen, die zum ersten Gottesdienst im Tierheim gekommen sind.

Mit einem gemeinsamen Lied geht es los: „Morgenlicht leuchtet“. Eine außergewöhnliche Stimmung beherrscht den Saal, in dem vorne ein weihnachtlich dekorierter Stehtisch als Kanzel dient.

Hunde gehören zur Schöpfung

„Ich bin sehr gespannt, wie das hier läuft“, erzählt Claudia Hermsen, deren Mann ehrenamtlich tätig ist im Tierheim. Ihren eigenen Hund musste sie zu Hause lassen - er ist nicht so verträglich. Dennoch ist sie begeistert, dass es nun ein solches Angebot gibt.

„Die Tiere kommen viel zu kurz. Unser Hund ist Kindersatz. Und Kinder gehen ja auch in die Kirche. Man könnte seinen Hund aber ja gar nicht mitnehmen. Man würde doch sofort der Kirche verwiesen. Obwohl Hunde doch auch zur Schöpfung gehören.“ Dass auch die anderen Seiten der Tierhaltung, nämlich die Massentierhaltung, angesprochen werden, findet die Tierfreundin gut.

Ungewöhnliche Kulisse

Zur Einstimmung hören alle ein Gedicht von Clemens Brentano. Roland Curdt-Warmuth liest: „Kein Tierlein ist auf Erden - Dir, lieber Gott zu klein, - Du ließt sie alle werden, - Und alle sind sie dein.“ Der Diakon, selbst Hundehalter, hat sich gänzlich eingelassen auf das Thema und die ungewöhnliche Kulisse.

Und dort geht er ungewöhnliche Wege. Zwar hat er für die Menschen kein Abendmahl vorbereitet, für die Tiere aber schon. Im übertragenen Sinne. „Die bekommen alle ein Leckerchen“, erklärt er, dass er diesen Moment im Gottesdienst schon anlehnt an das Verteilen der Hostien.

Auch ernste Themen behandelt

Der ungewöhnliche Gottesdienst war die Idee von Marion Kerstan. „Wir wollten einfach mal einen für Mensch und Tier machen.“ Dies solle auch genutzt werden, um einige ernste Themen anzusprechen. „Zum Beispiel, dass ein Tier nicht unter den Tannenbaum gehört.“

Immer wieder wird gemeinsam gebetet - in seltener, lockerer Atmosphäre. Das „Vater unser“ gibt es in besonderer Version. In einer nämlich, die auch die Tiere einbezieht. „Dein Reich komme - auch zu den Tieren, denen im Reich der Menschen täglich Unrecht geschieht“, heißt es da. Dann kommt es zu einem sehr emotionalen Moment: Während vorne eine Lesung stattfindet, tollt ein Cocker bellend herum. Curdt-Warmuth setzt sich lachend neben ihn, streichelt ihm den Bauch. Mitten im Gottesdienst. Hier geht es um das Verhältnis zwischen Mensch und Tier, um die Wärme, die Vierbeiner spenden. So, wie sie es vor 2000 Jahren schon taten - in einem Stall bei Bethlehem.