Carl Heinrich Lueg erzählt die Geschichte der Sieben-Schmerzen-Kapelle im Westerholter Wald. Sein Verdienst: Er trennt Legenden von Tatsachen. Herausgekommen ist ein kleines Büchlein von etwas mehr als 60 Seiten, das vor allem „Belegbares“ jenseits des „Erzähltem“ auflistet.
Carl Heinrich Lueg hat sich noch einmal auf den Weg gemacht. Auf eine Tour, die er einst, Ende der 1930er Jahre als sechsjähriger Junge an der Hand seiner Mutter, erstmals unternahm. Heute erscheint der 82-jährige, inzwischen erblindete Mann, am Arm seiner Frau Katharina an der Sieben-Schmerzen-Kapelle im Westerholter Wald.
In den letzten Jahren hat sich der gebürtige Resser mit der Geschichte dieser kleinen Gebetsstätte befasst. Der ehemalige Gymnasiallehrer für Latein und Deutsch wollte aufräumen mit der Legendenbildung. Er suchte nach Fakten. Herausgekommen ist ein kleines Büchlein von etwas mehr als 60 Seiten, das vor allem „Belegbares“ jenseits des „Erzähltem“ auflistet.
Zwei Verkaufsstellen für das Buch
Das Büchlein „Die Sieben-Schmerzen-Kapelle im Westerholter Wald“ kann bei Konrad Herz im ehemaligen Kiosk an der Ecke Cranger Straße/Zum Hauptfriedhof erworben werden.
Außerdem verkaufen die Mitarbeiter des Heimatkabinetts Westerholt an der Schlossstraße 34 das Büchlein zum Selbstkostenpreis von 5 Euro (Do 9.30-11 Uhr; Sa, So 15-17.30 Uhr)
Mit Unterstützung des Grafen Carlo von Westerholt hat sich Lueg in einer Zeit, als er noch sehen konnte, in das Quellenstudium vertieft. Hat das Testament der Stifterin der Kapelle, Henrica Johanna von Westerholt, die von 1656 bis 1725 lebte, eingesehen. Anhand ihrer Aufzeichnungen hat Lueg zwei Thesen entwickelt.
„Mit der Kapelle, die genau auf der Grenze zwischen Westerholt und Buer gebaut wurde, könnte Johanna eine Möglichkeit gesehen haben, die verfeindeten Gemeinden zusammenzuführen“, erläutert er. Seit dem 16. Jahrhundert schwelte ein Grenzkonflikt zwischen den Herren von Westerholt und denen von Boenen zu Berge (Buer).
Nutzungsrechte für die Bauern
Dabei ging es vor allem um Nutzungsrechte für die Bauern, die ihre Schweine zur Eichelmast in die Wälder treiben durften. Zwar wurden über Jahrzehnte in dem zum Teil blutig ausgetragenen Streit immer wieder Gerichte angerufen. Doch Johanna, so argumentiert Lueg, suchte eine außergerichtliche Einigung. Durch die Stiftung der Kapelle hoffte sie, dass sich die Gläubigen aus beiden Gemeinden bei ihren Prozessionen an der Kapelle friedlich treffen.
Einen zweiten Beweggrund für die Errichtung der „Sühnekapelle“ sieht Lueg in der Hinrichtung von Anna Spiekermann 1706 in Westerholt. „Die junge Frau wurde wegen Zauberei 1706 enthauptet und verbrannt“, sagt Lueg. „Die Hinrichtung von Anna Spiekermann hat die Leute bewegt“, so Lueg. Johanna könnte die Kapelle „als Zeichen der Sühne für das Unrecht, das man Spiekermann angetan hat“, errichtet haben.
Illustrationen von Ramona Vauseweh
Im weiteren geht Lueg auf die wechsel- und zum Teil leidvolle Geschichte der Kapelle ein. Die Künstlerin Ramona Vauseweh hat das Buch mit sieben Illustrationen bebildert. Beide, Autor und Künstlerin, haben ihre Arbeit ehrenamtlich für den Heimatverein Buer und den Förderverein der Kapelle geleistet. „Danke, danke, danke“, rief Konrad Herz, Vorsitzender des Fördervereins Sieben-Schmerzen-Kapelle, dem Duo zu.