Essen. . Nach ihrem dramatischen Hilferuf („So geht’s nicht weiter“) sieht die ISG City-Nord Fortschritte im Ringen mit kriminellen libanesischen Clans.

Es war ein dramatischer Hilferuf aus dem Quartier, mit dem die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) City Nord im vergangenen Dezember den unheilvollen Einfluss krimineller libanesischer Clans anprangerte. Ein halbes Jahr später habe sich das Bild zum Positiven gewandelt, zieht ISG-Vorstandsmitglied Thomas Weden nun Zwischenbilanz. „Es herrscht Aufbruchstimmung, die Leute im Viertel sind motiviert, wir stecken nicht mehr in der Defensive.“

Der Hilferuf („So geht es nicht weiter“) habe bei den für Sicherheit und Ordnung zuständigen Behörden erfreulicherweise Gehör gefunden. „Es gab daraufhin Gespräche mit dem Oberbürgermeister und dem Polizeipräsidenten, mit dem Stadtdirektor und dem Ordnungsdezernenten.“ Und die Einsicht, dass tatsächlich erheblicher Handlungsbedarf bestand.

Drei Groß-Razzien in den letzten drei Monaten

Die drei Groß-Razzien in den letzten Monaten – mit Verhaftungen und Beschlagnahmungen – erfüllten ihn mit Genugtuung, betont der ISG-Vorstand. „Das waren keine Symbolaktionen, sondern Einsätze, die für Kontinuität und Nachhaltigkeit stehen.“ Nachhaltig deshalb, weil verschiedene Behörden wie Polizei und Stadt, Zoll und Finanzverwaltung konzertiert zu Werke gingen. Auf jeden Fall habe sich das Klima in der nördlichen Innenstadt spürbar verbessert. So seien die Mitglieder der libanesischen Clans weniger präsent, die lautstarke Protzerei mit aufgemotzten Luxuskarossen habe deutlich abgenommen und auch das einschüchternde und nervige „Das-ist-meine-Straße“-Gehabe von einst sei nicht mehr vernehmbar.

Als einen „wichtigen Etappensieg“ stuft der ISG-Vorstand die erfolgreiche Räumungsklage eines Hauseigentümers in der I. Weberstraße ein. Nach jahrelangem aufreibendem Ringen vor Gericht haben die Mieter – Betreiber einer Shisha-Bar, die regelmäßig das Ziel von Razzien war – jetzt das Feld geräumt. Es handelt sich um Mitglieder des Clans der H., die für Fotos gerne breitbeinig vor der Kreuzeskirche vis-à-vis posierten oder gar in Gesellschaft des gefürchteten „Paten aus Berlin“.

Hausbesitzer will mithelfen die I. Weberstraße zu beleben

Der Hauseigentümer will nun mithelfen, die I. Weberstraße und das Kreuzeskirchen-Quartier zu beleben. „Ich werde das Lokal gastronomisch nutzen“, kündigte er gegenüber dieser Zeitung an.

Die ISG setzt unterdessen darauf, dass Polizei und Stadt die „Politik der Nadelstiche“ in der Nord-City fortsetzen. „Alle Maßnahmen, die dazu beitragen, Vermüllungs- und Verwahrlosungstendenzen entgegenzuwirken, müssen tabulos überdacht werden“, sagt Weden. Und fügt hinzu: „Der brutale Bierflaschenangriff auf eine Schülerin am Viehofer Platz wäre ohne die Bilder der Videokamera bestimmt nicht aufgeklärt worden.“