Essens einzige alevitische Gemeinde in Altendorf lebt einen muslimischen Glauben, der sich für den Gedanken der Integration stark macht

Zu Gast bei Freunden: Die alevitische Gemeinde in Altendorf, hier beim Besuch des grünen Bürgermeisters Rolf Fliß (hinten rechts), setzt auf Offenheit. Foto: WAZ, Rennemeyer
Zu Gast bei Freunden: Die alevitische Gemeinde in Altendorf, hier beim Besuch des grünen Bürgermeisters Rolf Fliß (hinten rechts), setzt auf Offenheit. Foto: WAZ, Rennemeyer © WAZ

Es ist ein humanistischer Grundgedanke, der den Glauben der Aleviten prägt. Denn ihrer Vorstellung nach trägt jeder Mensch etwas Göttliches in sich, unabhängig von seiner kulturellen, religiösen oder geschlechtlichen Zugehörigkeit. Deshalb "sind unsere Türen für alle geöffnet", erklärt Ebru Yeter den universalen Ansatz der alevitischen Gemeinde in Altendorf. Die 27-Jährige arbeitet ehrenamtlich im Jugendvorstand und konnte sich jetzt mit ihrer Kollegin Nilgün Gündüzalp und dem Vorstandsvorsitzenden Ismail Tatik über eine sechsmonatige Förderung von insgesamt 19215,20 Euro freuen.

Die Bezirksregierung Arnsberg unterstütze damit ein "interkulturelles Zentrum", bei dem "ein Austausch, auch über ethnische Grenzen hinaus" im Vordergrund der ehrenamtlichen Tätigkeit stehe, wie Stefan Buchholt vom Kompetenzzentrum für Integration erklärte. Mit dem Geld wollen die Gemeindemitglieder nicht nur neue Projekte stemmen, auch die Arbeit an der Basis solle ein wenig angenehmer gestaltet werden: Ein neuer Schreibtisch und Aktenschränke zum Beispiel sollen angeschafft werden. Denn ihre Büroarbeiten erledigen die Vorstandsmitglieder bislang in einem kleinen Kabuff, der Schreibtisch wurde bei einem Einbruch demoliert.

Zukunftsmusik sind größere Räumlichkeiten. 80 eingetragene Familien zählt die einzige alevitische Gemeinde in Essen. Für die Mitglieder der modern ausgerichteten muslimischen Glaubensrichtung steht ein Cafe?, ein Veranstaltungsraum und ein Kellerraum extra für die Jugend zur Verfügung. Nicht groß, nicht besonders komfortabel - gespült wird beispielsweise von Hand -, aber ein durchaus angenehmer Ort, offen für alle Interessierten. Das Angebot reicht vom Frauenfrühstück über Folkloretänze und Sazkurse bis zu Gottesdiensten und Filmabenden.

Leidenschaft zeichne die Arbeit der alevitischen Gemeinde aus, meint der grüne Bürgermeister Rolf Fliß, eben ganz wie die türkische Fußballmannschaft zuletzt bei der EM. Beim Halbfinale haben sie hier schon bewiesen, wie interkulturell gefeiert wird: "Wir konnten ja nur gewinnen", sagt Gündüzalp. Das heißt wohl Integration.

Kontakt: Altendorfer Str. 379, Tel: 87 54 288