Essen-Südviertel.. Die drei Musiker Felix Fritsche, Florian Walter und Markus Zaja aus dem Südviertel bringen bei ihrer „Trinkhallen-Tour Ruhr“ Menschen aus dem Ruhrgebiet zusammen. Auch in Essen sind am 8. und 9. August zwei ungewöhnliche Konzerte in Büdchen geplant.



Jazz und Weltmusik sind gemeinhin nicht jene Genres, die für ihre Popularität quer durch alle Gesellschaftsschichten bekannt sind. „Völlig zu unrecht“, sind die drei Musiker Felix Fritsche, Florian Walter und Markus Zaja, die das Trio „Die Verwechslung“ bilden, überzeugt.

Mit ihrer Mission, unangepasste, eigenwillige und aus dem Moment entstehende Kunst und Musik unters Volk zu bringen, setzen sie daher genau in den Herzen einer jeden Ruhrgebietsstadt an: in den Trinkhallen und Büdchen. Seit Beginn der Woche sind die Musiker, die sich beim Studium des Jazz-Saxofons an der Folkwang-Hochschule kennenlernten, bei ihrer dritten „Trinkhallen-Tour Ruhr“ in den Büdchen des Reviers unterwegs. Mit wechselnden Künstlern aus allen Kultursparten ist keines der 15 Konzerte gleich: „Wir spielen keinen Bar-Jazz oder Dixieland. Die Auftritte entwickeln sich“, sagt Florian Walter.

Südviertel muss Potenzial nutzen

Ebenso wie seine beiden Musikerkollegen lebt der 26-Jährige im Südviertel, schätzt die Subkultur in Läden wie dem Madame Chocolat oder der Goldbar. „Dennoch wird das Potenzial noch nicht voll ausgenutzt“, sagt Walter. Urbanität und der Stempel „Szeneviertel“ ließen sich eben nicht einfach aufdrücken, sie müssten sich entwickeln. Auf ihrer Trinkhallen-Tour gehen die drei Bass-Klarinettisten auch mal an Orte, die nicht für ihre sprießende Kulturszene bekannt sind. „Bei unseren bisherigen Auftritten hat sich schon so manche kuriose Szene abgespielt. In Witten kamen ein Punk und ein Aktentaschenträger durch das Konzert ins Gespräch. In Castrop-Rauxel haben uns die indischen Betreiber einer italienischen Eisdiele spontan Asyl gewährt, nachdem der Büdchenbetreiber kurzfristig abgesagt hatte“, erzählt Felix Fritsche.

Genau das will das Trio mit seiner Tour erreichen – Menschen zusammenbringen, die sonst nicht zwingend in kleinen Jazz-Clubs zu finden sind. Mit Schlagzeugern wie Simon Camatta sind auch alte Bekannte der Essener Jazz-Szene an Bord. Lyriker und „Verrückte“ wie Matthias Schamp, dessen Kunst im Frittieren aller erdenklichen Gegenstände besteht, ergänzen die Gästeliste.

Nicht zuletzt will „Die Verwechslung“ mit dem durch das NRW-Ministerium für Familie, Kultur und Sport geförderten Projekt auch Eigenmarketing betreiben, wie Florian Walter erklärt: „Wir alle leben von der Musik. Und Auftritte fliegen einem ja nicht einfach zu. Da muss man schon selbst aktiv werden.“