Essen. . Frederik Grill, der als Designer von Berlin ins Ruhrgebiet kam, produziert schon wie sein Großvater Frühstücksbrettchen - und trifft damit den Nerv von Pott-Patrioten und Retro-Fans.

Frederik Grill ist ein außergewöhnlicher Designer. Nicht nur, weil er in Berlin studierte, dann ins Ruhrgebiet kam und es damit genau umgekehrt machte wie alle anderen Kreativen. Mut und ziemlich viele verrückte Ideen sind es, die den 34-Jährigen auszeichnen: Denn um in der Löwengrube Werbung Fuß zu fassen, dafür bedarf es schon eines Masterplans.

Den hatte glücklicherweise schon sein Großvater Heinrich Berkhan, als er vor mehr als 50 Jahren in seiner kleinen Schreinerei im niedersächsischen Lüchow begann, Frühstücksbrettchen zu produzieren. Bei seiner Oma isst Frederik schon als kleiner Junge von nichts anderem. Die Idee, ein Stück Kindheitserinnerung in neuem Gewand auf den Markt zu bringen, setzt er 2002 erfolgreich um. „Ich stehe einfach auf Klassiker“, sagt Grill, der der Liebe wegen nach Essen kam und das Revier gleich mit in sein Herz schloss.

(Foto: Jan Dinter/WAZ FotoPool)
(Foto: Jan Dinter/WAZ FotoPool) © WAZ FotoPool

Als „Ruhrpottguerrilla“ denkt er sich witzige Sprüche aus und lässt sie in der alten Firma seines Opas auf Melamin-Brettchen verewigen. Vor allem das „Glück Auf“-Brettchen, das er 2008 neu auflegte, kommt im Ruhrgebiet an. „Essen steht im Kochbuch auf Seite 45“ - in Anlehnung an die Essener Postleitzahl - trifft genauso den Nerv der Lokalpatrioten.

Virtueller Helfer ist Pit Brett

Vor allem aber sind es Unternehmen, die bei Frederik Grill ihre Brettchen als Werbeartikel bestellen. Egal ob für ZDF Neo, das Magazin Elf Freunde, das Neuköllner Volkstheater Heimathafen unter Schirmherrschaft von Kurt Krömer oder die Berliner Fashionweek: An Oma und Opa fühlt man sich sogar auf dem Roten Teppich gern erinnert. Dass sich mit den Brettchen Geld verdienen lässt, hat nicht nur Grill erkannt.

Dieser Spruch hatte auch auf T-Shirts schon seinen großen Auftritt. (Foto: Jan Dinter)
Dieser Spruch hatte auch auf T-Shirts schon seinen großen Auftritt. (Foto: Jan Dinter) © WAZ FotoPool

Ein wahrer Bretter-Boom hat in deutschen Kramläden Einzug gehalten, ein Ende des Nostalgiewahns am Küchentisch ist - zum Glück für Frederik Grill - nicht in Sicht. Künftig können Kunden ihre Bilder bei ihm direkt hochladen und als Brettchen bestellen. Über die Homepage führt dabei Pit Brett, eine Art virtueller Helfer, dem Grill gemeinsam mit dem Essener Grafiker Helge Jepsen zurzeit Leben einhaucht.

„Es ist wichtig, Verantwortung zu übernehmen - auch im Kleinen“

Dabei setzt Grill - ebenso wie bei allen anderen von ihm entworfenen Werbemitteln - auf Nachhaltigkeit. „Die Brettchen werden in Deutschland produziert und auch die Materialien kommen zum Großteil hierher“, sagt er. Billig in Asien produzieren zu lassen, das käme für den Designer nicht in Frage. „Es ist wichtig, Verantwortung zu übernehmen - auch im Kleinen.“

Da wundert es kaum, dass Grill für den Naturkost-Hersteller Voelkel den „Ökobrella“, einen Schirm aus recycelten PET-Flaschen, entwarf. Oder für das Label „Feuerwear“, das Taschen aus ausgedienten Feuerwehrschläuchen herstellt, kleine Pflanztöpfchen mit Chili-Samen als Give-away konzipierte. „Made in Germany“ sei für ihn noch immer eine Auszeichnung, die Bestand hat. Das gilt insbesondere für die Erdbeermarmelade seiner 93-jährigen Oma, die Grill am liebsten zum Frühstück isst. Vom Brettchen natürlich.