Essen-Rüttenscheid. .

Zum einzigen Deutschland-Konzert der kubanischen Band Habana D’ Primera ließen rund 400 Tänzer im Deja-Vu-Club ihre Hüften kreisen. Pedro Perez ist es zu verdanken, dass sich Essen zur Salsa-Keimzelle im Ruhrgebiet etabliert.

Eine Schweißperle sucht sich ihren Weg über Daniela Diedrichs glänzendes Gesicht. Im schummrigen Licht des Deja-Vu-Clubs wird beinahe minütlich abgeklatscht. Gleich soll die 14-köpige Combo Habana D’ Primera aus Kuba ihr einziges Deutschland-Konzert geben. Frauen lassen sämtliche Rundungen in rasanter Geschwindigkeit kreisen, während sie von ihren Partnern zu feurigen Latino-Klängen über die blank polierte Tanzfläche gewirbelt werden. Junge, dunkelhäutige Frauen mit einem Hauch aus Nichts an ihrem Körper ebenso wie die Hausfrau von nebenan.

„Salsa ist ein Lebensgefühl. Es bringt unterschiedlichste Menschen zusammen, wie eine Familie“, erzählt Daniela. „Natürlich ist Salsa ein sehr körperbetonter Tanz. Doch es geht nicht ums Anbaggern, sondern den gemeinsamen Spaß an der Bewegung“, räumt Daniela mit Vorurteilen auf. Die 26-Jährige tanzt schon ihr „ganzes Leben“, seit sieben Jahren eben auch kubanische Salsa. Damit gehört sie zu einer seit zwei Jahren wachsenden Szene im Ruhrgebiet, deren Keimzelle Essen ist.

Mission: Dem Ruhrgebiet Feuer in die Beine bringen

Das ist vor allem Pedro Perez zu verdanken, der 1997 als einer der ersten Tanzlehrer Salsa in Essen unterrichtete. Vor zehn Jahren erlebte der Tanz einen regelrechten Boom als der Film „Buena Vista Social Club über die Kino-Leinwände flimmerte. Das machte sich auch in Perez’ Kursen bemerkbar. Die Vita des 41-jährigen Kubaners ist so bewegt wie das Tanzen selbst. Geboren in Havanna, lernt er Salsa wie andere Kinder das Laufen. 1992 kommt er mit abgeschlossenem Diplom-Sport-Studium nach Deutschland, spielt bis 2005 in der Wasserball-Bundesliga-Mannschaft. Dann zieht es ihn für zwei Jahre nach Miami, ehe er 2007 mit einer Mission nach Essen zurückkehrt: Dem Ruhrgebiet Feuer in die Beine zu bringen.

Er gründet die Cuba Lounge mit der angegliederten Tanzschule „Salsa Casino“ an der Rüttenscheider Straße. Doch er will Salsa auch auf die Straße bringen: 2009, beim Freundschaftsspiel der kubanischen Nationalmannschaft gegen RWE, tanzen rund 25 Paare vor dem Anpfiff Salsa im Mittelkreis. Und auch beim Rü-Fest verwandelte Perez den Bürgersteig mit seinen Tanzpaaren wortwörtlich in ein heißes Pflaster. Und auch den Auftritt der kubanischen Band Habana D’Primera um Star-Trompeter Alexander Abreu verantwortet Perez - er fragte die Musiker bei seinem letzten Besuch in Kuba einfach.

„Hier in der Region steckt so viel Lebensfreude“

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Von DerWesten

Wie Ruhri-Mentalität und kubanisches Salsa-Feuer zusammengehen? „Hier in der Region steckt so viel Lebensfreude. Ziel ist nicht, perfekt zu tanzen, sondern die Menschen zusammenzubringen“, sagt Perez. Schaut man an diesem Abend durch die Reihen im Deja Vu-Club, scheint dieses Vorhaben aufzugehen. Rund 400 Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und Altersklassen bewegen sich durch den Club, tänzelnd versteht sich. Unter ihnen auch Rainer Piplak, der seit knapp drei Jahren „süchtig“ nach Salsa ist. Für den 47-jährigen Versicherungskaufmann ist Salsa „jeden Abend ein Stück Urlaub“. Drei bis vier Mal pro Woche zieht es ihn in die Salsa Lounge an die Rü. Auch Kuba hat er schon gesehen, während einer Tanz-Rundreise. Um die 1000 Menschen, schätzt Piplak, gehören in Essen mittlerweile zum „harten Kern“, man kennt sich in der Szene. Was sie verbindet? „Alle wollen für ein paar Stunden den Alltag vergessen“, sagt Piplak.