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In nur anderthalb Jahren hat es das „FCUK Yoga“ zur „besten Bar der Kulturhauptstadt“ geschafft. Dabei lockt vor allem die Experimentierfreude die Cocktailliebhaber an. Wo bekommt man sonst Gin mit Gurke oder Whisky mit Schinken?

Vor allem Fans der 20er-Jahre fühlen sich im FCUK Yoga wohl,  Foto: Ulrich von Born
Vor allem Fans der 20er-Jahre fühlen sich im FCUK Yoga wohl, Foto: Ulrich von Born © WNM

Axel Klubescheidt ist bekennender Fan der 20er-Jahre. Hosenträger, weißes Hemd, Schirmmütze - die Gäste des FCUK Yoga an der Emmastraße kennen den 32-jährigen Barkeeper nicht anders. Und auch das Interieur der Cocktailbar würde jeder Burlesque-Tänzerin die perfekte Bühne bieten. Verspielte Kronleuchter, helle Korbmöbel und ein riesiges Himmelbett mit weichen Kissen lassen den Glanz dieser glorreichen Zeit wieder aufleben.

Nicht nur mit der bewusst stilvollen Inneneinrichtung ist es den Machern des FCUK gelungen, den Räumen der früheren Vatter-Kneipe „Die Uhr“ neues Leben einzuhauchen. In einschlägigen Szene- und Restaurantführern wird das FCUK längst als Top-Adresse unter den Cocktail-Lounges im Ruhrgebiet hochgelobt. Das hat Axel Klubescheidt vor allem seiner Experimentierfreude zu verdanken. Seine derzeit liebste Kreation ist der „Le Gurke“, ein Cocktail aus Gin und Gurke, dessen Namensrechte mittlerweile sogar gesichert sind. Zurzeit werkelt er an einem Bacon-Whiskey, der dem Lieblings-Getränk der Iren ein zusätzlich rauchige Note verleihen soll. Diese sogenannten „Kitchen-Cocktails“ sind Klubescheidts erklärten Lieblinge - und auch die seiner Gäste. „Wenn erst gegen 1 Uhr nachts der erste Caipirinha bestellt wird, freue ich mich. Die meisten Leute hier wollen gerne neue Sache ausprobieren“, sagt Klubescheidt.

„Barzirkel Ruhrgebiet“ gegründet

Anregungen holt sich der Barkeeper, der durch seine Ausbildung zum Restaurantfachmann im Essener Sheraton in die Gastroszene rutschte, nicht nur in der Küche. „Zwischen den Barkeepern in Deutschland existiert ein enges Netzwerk. Erst in der vergangenen Woche war ich zum Austausch auf einem Kongress in Berlin“, sagt Klubescheidt. Kooperation statt Konkurrenzdenken sei mittlerweile die Devise. Gefällt ihm der Cocktail eines Kollegen, übernimmt er ihn gerne in die Karte - natürlich nicht, ohne den Namen des kreativen Kopfes zu nennen, „das ist ungeschriebenes Gesetz“.

Der 32-Jährige will die Barszene auch im pilsverehrenden Kneipenmekka Ruhrgebiet salonfähig machen - ohne dabei die Wurzeln zu vergessen. „Natürlich kommen auch viele Gäste hierher, um ein Pils zu trinken - und das soll auch so sein“, sagt Klubescheidt. Gemeinsam mit Kollegen aus den Nachbarstädten gründete er den „Barzirkel Ruhrgebiet“. Mit gemeinsamen Aktionen wie „Mischen im Pott“ soll die Barkultur in den Fokus gerückt werden. Erst vor kurzem hieß das Thema „20er-Jahre“. „Die Gäste haben super mitgemacht und kamen in stilechten Kostümen. Außerdem hatten wir eine entsprechende Cocktailkarte mit Klassikern wie der Pink Lady und alles im Stil des legendären Cotton-Clubs in Chicago aufgebaut“, erklärt Klubescheidt.

Die ersten Barkeeper waren Apotheker

Fan der 20er-Jahre: Axel Klubescheidt.  Foto: Ulrich von Born
Fan der 20er-Jahre: Axel Klubescheidt. Foto: Ulrich von Born

Dass er nur zu gerne an die Wurzeln der Barkeeper-Szene erinnert, beweisen die unzähligen Apotheker-Gläser hinter der Theke. Darin finden sich die selbstgemischten Sirupe und Grundzutaten der Cocktails. „Die ersten Barkeeper waren tatsächlich Apotheker. Coca Cola wurde zum Beispiel auch von einem Pharmaunternehmer entdeckt. Und eigentlich sind Cocktails ja auch Medizin - nur für die Seele“, sagt Klubescheidt.

Vom Gastro-Magazin „Fizzz“ bundesweit für das beste neue Gastrokonzept und als beste Bar der Kulturhauptstadt geedelt zu werden, genügt Klubescheidt noch nicht. An der Rüttenscheider Straße heckt er mit dem „Pentangeli“ schon das nächste Projekt aus. Zwischen Lorenz und MiamaMia soll dort ein italienisches Restaurant entstehen, das ebenfalls „einfach anders“ sein soll. Wann Eröffnung ist, steht jedoch noch in den Sternen, da sich die Bauarbeiten verzögert haben.

Doch davon lässt sich Klubescheidt nicht aus der Ruhe bringen - ganz wie Yoga eben. Dabei ist es kein Zufall, dass sich „FCUK“ am Anfang anders liest. Klubescheidt wird fast täglich von seinen Gästen gelöchert, was es mit dem Namen der Bar auf sich hat: „Wir wollten uns damit bewusst gegen den Gesundheitshype stemmen. Gegen Yoga habe ich aber natürlich nichts.“