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Mit dem Intendanten-Wechsel im Sommer beginnt auch in der Heldenbar im Grillo-Theater ein neues Zeitalter. Zwar steht noch nicht fest, wie das Projekt Anselm Webers dann mit Leben gefüllt wird, an etablierten Veranstaltungen will der neue Intendant Christian Tombeil jedoch festhalten.
Wie breit gefächert der Begriff Kultur ist, beweist wohl kein Jahr besser als 2010. Die Heldenbar im Grillo-Theater versteht sich schon weitaus länger darauf, als Schmelztiegel mit unterschiedlichsten Formen eben jener Kultur zu experimentieren. Lesungen, Schauspiel, Kabarett, Aufführungen, Partys - es ist nicht einfach, etwas Licht in das Dickicht der Veranstaltungen zu bringen, die sich Woche für Woche direkt über den Dächern der Stadt abspielen.
2005 war die Geburtsstunde der Heldenbar. Deren „Vater“ und Noch-Intendant Anselm Weber wollte eine Plattform schaffen, auf der sich Schauspieler und Publikum ungezwungen austoben und nahe kommen können. „Die Heldenbar ist die perfekte Symbiose aus Theater und Szene. Anselm Weber hat damit seine grundsätzliche Ausrichtung unterstrichen, sich der Stadt zu öffnen“, sagt Sascha Kölzow. Der 27-Jährige ist Dramaturgie-Assistent am Grillo-Theater und koordiniert gemeinsam mit Kollege Olaf Kröck die Veranstaltungen. Gemeinsam mit Anselm Weber wechselt das gesamte kreative Ensemble im Sommer jedoch nach Bochum. Das Aus der Heldenbar?
Heldenbar ist mehr als eine angesagte Party-Location
„Minichten“, wie der zukünftige verantwortliche Intendant Christian Tombeil unterstreicht. Konzeptionell sei zwar noch nicht klar, wie sich die Heldenbar nach seinem Amtsantritt mit Leben füllt. An etablierten Veranstaltungen wie etwa den Heldennächten möchte Thombeil aber festhalten. Die Partyreihe wurde ohnehin ausgegliedert und in die Hände von Marcus Kalbitzer gelegt. Jeden Samstag werden Nachtschwärmer bei Heldenrausch, Heldenrock, Heldenpop und Heldenfieber abwechselnd mit handverlesenen DJs verschiedenster Genres verwöhnt.
Dabei ist die Heldenbar weitausmehr als eine angesagte Party-Location. Die Schauspieler, die normalerweise auf der „großen“ Bühne im Grillo stehen, sollten dort experimentieren dürfen. Entstanden sind daraus Formate wie etwa „Kröcks kapitale Kritik - Das Kochstudio zur Weltanschauung“, ein kulinarischer Kabarettabend von und mit Olaf Kröck. Beliebt beim Publikum sind auch die „Helden der Jugend“, wo zum Beispiel Emanuelle auf Schulmädchen und Bibi Blocksberg auf die drei Fragezeichen treffen. „DIe Schauspieler präsentieren ihre Helden der Jugend in ganz eigener Form - mit Musik, als Lesung oder eben schauspielerisch“, erklärt Sascha Kölzow.
Poetry-Slams weiter ausbauen
Eine weitere Erfolgsstory schrieb die Heldenbar mit ihren Poetry-Slams, die ebenfalls außerhalb des Grillo-Ensembles koordiniert werden. Mit der Organisation sind die beiden Profi-Slammer Claas Neumann und Sushi da Slamfish beauftragt, die die Heldenbar jeden ersten Donnerstag im Monat in den wahren Wortwahnsinn treiben, wenn sich junge Nachwuchsschreiber und Dichter in rhetorischer Akrobatik messen. Auch daran möchte Tombeil festhalten. „Die Poetry-Slams würde ich sogar gerne weiter ausbauen und habe diesbezüglich bereits Gespräche mit der Ruhr.2010 geführt“, so der künftige Intendant.
Klar ist, dass mit dem Intendanten-Wechsel auch in der Heldenbar ein neues Zeitalter anbricht. Zwar freut sich Sascha Kölzow ebenso wie seine kreativen Mitstreiter auf die neue Wirkungsstätte in Bochum. Trotzdem wird er die Heldenbar vermissen: „Ich bin aus Berlin-Kreuzberg nach Essen gekommen und hätte nie gedacht, dass die kulturelle Vielfalt hier so groß ist. Das Prinzip der Heldenbar ist einzigartig. Hier mischt sich Publikum der Hochkultur mit ausgelassenen Partygängern“ Seiner Meinung nach ist ein Stadttheater der Punkt, wo alles zusammenläuft. Das habe das Grillo auch dank der Heldenbar geschafft.