Essen. Escape Games werden immer beliebter: Dabei lösen die Besucher in thematischen Räumen gemeinsam Rätsel. Mittlerweile gibt es in Essen vier Anbieter.

An der Wand steht ein zweckmäßiges Bett, auf dem Tisch eine in die Jahre gekommene Schreibmaschine, in der Ecke ein stummes Kofferradio. Es dauert nicht lange und der Besucher vergisst, dass er sich mitten in Rüttenscheid befindet und der gesamte Raum Requisite ist. Stattdessen ist er fast geneigt, sich in Gedenken an Sherlock Holmes eine Pfeife anzuzünden und schleunigst auf die Spur des verschwundenen Mr. Nobody zu gehen. Er ist schließlich der Einzige, der den in einer Stunde geplanten Raubüberfall verhindern könnte...

Ein Szenarium, mit dem das „Team Escape“ bereits seit einigen Monaten Hobby-Detektive und Rätselfans ins Girardethaus lockt. In der Innenstadt eröffnete erst Anfang dieser Woche mit „Exit the Room“ ein weiteres Angebot für so genannte Escape-Games, die seit einigen Monaten wie Pilze aus dem Boden schießen. Dabei ist das Prinzip immer gleich: Mindestens zwei Spieler lassen sich eine Stunde lang in einem zur Geschichte thematisch passenden Raum einschließen. Anschließend haben sie 60 Minuten Zeit, Hinweise zu finden, ihnen nachzugehen und zur Lösung zu kombinieren. Geschäftsführer Niko Jockenhöfer kam über einen Kumpel zum Escape-Game: „Nach dem ersten Mal Spielen war ich von der Idee überzeugt und habe das Konzept als Franchise-Nehmer übernommen“, sagt der 25-Jährige, der in Kürze seinen Master in internationalem Management in der Tasche hat.

Unterschiedliche Geschichten und Räume

Standortleiterin und Eventmanagerin Hannah Linnemann schätzt das Gruppengefühl: „Es schweißt zusammen, wenn man gemeinsam eine Lösung sucht.“ So hätten bislang Junggesellenabschiede ebenso nach Mr. Nobody gesucht wie Familien oder Firmenteams. Für Kinder unter 13 Jahren seien die Geschichten aber zu komplex, sagt Hannah Linnemann: „Für Kinder allein eignen sich die beiden Rätsel, die wir anbieten nicht. Wenn aber Erwachsene dabei sind, ist das kein Problem.“ In der gewachsenen Konkurrenz – allein in Essen gibt es mittlerweile vier Anbieter von Escape-Games – sehen die beiden keine Probleme. „Im Gegenteil“, sagt Niko Jockenhöfer, „man spielt jedes Rätsel ja nur einmal. Und mehrere Anbieter machen den Standort insgesamt attraktiver.“

Die Geschichten und Themen sind dabei völlig unterschiedlich: So bietet das Escape-Team eher nostalgische Detektiv- und Wissenschaftler-Umgebungen an, während man in den „Mystery Rooms“ in der Innenstadt auch eine ruhrgebietstypische Bergwerksgeschichte spielen kann. Gleich sechs Geschichten hat das junge Team von „Ruhr Escape“ in petto, das im Mai 2015 als erster Anbieter in Essen an den Start ging. Dort können Hobby-Detektive beispielsweise einer pharaonischen Grabkammer nachspüren, die sich angeblich im Südostviertel befindet.

Rätsel-Profi Niko Jockenhöfer weiß, was ein gutes Rätsel ausmacht: „Es muss knifflig, gleichzeitig aber auch in 60 Minuten lösbar sein. Wenn man voll und ganz in die Geschichte abtaucht, haben wir unser Ziel erreicht.“