Bergerhausen. Michael Wagner ist Hobbyimker - wie sein Vater. Und er wohnt mit Frau Annegret und den Söhnen Gereon (9) und Clemens (6) in seinem Elternhaus am Guts-Muths-Weg, das sein Großvater damals erwarb.

In der Straße wohnen inzwischen etliche junge Familien mit Kindern, teils auch schon in dritter Generation Eigentümer der Häuser. Familie Wagner und die Nachbarn bereiten gerade das Fest zum 70-jährigen Bestehen ihrer Straße vor. Am Samstag, 22. August, ab 17 Uhr, soll mit Buffet, Grillen und Musik richtig groß gefeiert werden, so wie schon vor 20 Jahren zum 50-Jährigen.

Gebaut wurden die 40 Häuser im alten Teil des Guts-Muths-Wegs von der Siedlungsgenossenschaft Eigene Tat, die sich 1927 mit dem Ziel gründete, preiswerte Eigenheime für die „kleinen Leute” zu bauen. Da die Mitglieder über wenig Eigenkapital verfügten, war Muskelkraft am Bau in Form von 1500 Arbeitsstunden pro Mitglied gefordert. Mit rund 48 Quadratmetern Wohnfläche pro Etage waren die zweigeschossigen Häuser nicht sehr groß. „Dafür gab es einen großen Garten hinter dem Haus, wo die Menschen Obst und Gemüse für den Eigenbedarf anbauen konnten und sogar Hühner gehalten haben”, sagt Annegret Wagner. Aus dem Zusammenschluss von elf Genossenschaften, darunter die Eigene Tat, entstand die Gewobau, der heute noch drei der Häuser am Guts-Muths-Weg gehören.

„Nur 40 Häuser wurden fertig. Ursprünglich waren 300 Wohnungen hier geplant, die aber aufgrund der Kriegswirrren dann nicht mehr realisiert wurden”, weiß Michael Wagner. 1939 seien sogar einige Mieter eingezogen, obwohl die Tür noch fehlte. Wagner, der beruflich als Bauleiter tätig ist, interessiert sich sehr für die Geschichte der Straße, hat viele alte Fotos, Baupläne und Dokumente zusammengetragen. Sein Elternhaus ließ er mit einigen typischen Details aus der Bauzeit, wie den Schlagläden an den Fenstern und einer Haustür im alten Stil, ausstatten. „Die Fenster mit Dreifachteilung gibt es heute allerdings nicht mehr”, bedauert Wagner.

Der Guts-Muths-Weg wurde damals mitten in eine Felderlandschaft gebaut und grenzt noch heute auf der Rückseite an ein Waldstück. Die Straße ist im alten Teil eine Sackgasse, so dass sie sich - obwohl unweit der viel befahrenen Ruhrallee gelegen - ihren ruhigen Charakter größtenteils bewahrt hat. „Die Nachbarschaft ist wirklich gut. Mein Schwiegervater wäre hier auch nicht ausgezogen, wenn er nicht in der Siedlung eine kleinere Wohnung gefunden hätte”, ist Annegret Wagner überzeugt, die auf viele Gäste beim Fest hofft.

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