Essen-Rellinghausen. . Lange hatten die Politiker für den Erhalt des maroden Rellinghauser Rathauses, das unter Denkmalschutz steht, gekämpft. Die Stadttochter GSE will dort 16 bis 20 Tagespflegeplätze einrichten. Die Sanierung soll rund 1,7 Millionen Euro kosten.

Knapp zwei Jahre ist es her, dass die Stadt das alte Rathaus Rellinghausen an ihre Tochter GSE (Gesellschaft für soziale Dienstleistungen) verkauft hat. In dem denkmalgeschützten Gebäude an der Ecke Franken-/Eisenbahnstraße will die GSE 16 bis 20 Tagespflegeplätze einrichten. Bis dort Senioren betreut werden können, wird es aber noch dauern. Denn das Gebäude, das über zehn Jahre leer stand, ist völlig marode. Es muss entkernt und mit neuen Fenstern und neuer Haustechnik ausgestattet werden. Durch das löchrige Dach und die undichte Fassade war bereits Feuchtigkeit ins Gebäude eingedrungen.

Aufgrund dieser und weiterer Mängel war der Kaufpreis mit rund 200 000 Euro recht niedrig. Die Renovierungskosten sollen aber rund 1,7 Millionen Euro betragen. Immer wieder stellten Bürger und Politiker in der Vergangenheit die Frage, wann die Sanierung des Gebäudes von 1876/77 beginne. Vor einer Woche wurde dann ein Gerüst aufgestellt, das jetzt mit einer Plane verhüllt ist. Nach rund zweijähriger Planungsphase geht es jetzt los. „Wir werden zeitnah mit den Sanierungsarbeiten beginnen“, sagt Architekt Holger Jesberg, der sich auf keinen Fall auf die Dauer der Arbeiten festlegen will. In einem so maroden Gebäude könne es jederzeit Überraschungen geben, die das Ganze verzögern würden. „Es scheint mir überhaupt die größte Herausforderung an dem Projekt zu sein, dass man immer dran bleiben muss, ganz gleich, welche Schwierigkeiten und dadurch bedingte Pausen entstehen“, so Peter Lücke, Architekt der GSE.

Derzeit laufen die genehmigungsfreien Vorarbeiten im Inneren. Dann folgen die Arbeiten an der Gebäudehülle. „Dach, Fassade und Fenster müssen dicht sein, bevor wir mit dem Innenausbau beginnen“, so Jesberg. Alle Arbeiten am alten Rathaus Rellinghausen laufen in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde.

„Das nachträglich eingebaute Fachwerk und die Kastenfenster kommen raus. Stattdessen werden neue Holzfenster mit aktuellem technischen Standard eingebaut, die aber wie die ganz alten Fenster aussehen, die noch auf Fotos von 1908 zu erkennen sind“, erläutert der Architekt. Das alte Rathaus ist ein stadtbildprägendes Bauwerk, das im Stil des Historismus erbaut wurde. Politiker hatten jahrelang für den Erhalt des Gebäudes gekämpft, das damals als Amtssitz und Wohnhaus des einzigen Rellinghauser Bürgermeisters Joseph Sartorius diente. Später wohnte nur noch der Hausmeister oben. Mit der Eingemeindung 1910 fiel das Gebäude an die Stadt Essen. Bis 1999 beherbergte das Haus mit der Backstein-Fassade, die wieder hergestellt werden soll, diverse Ämter, darunter auch eine Abteilung des Jugendamtes.

Bei der Renovierung wird die Raumaufteilung weitgehend erhalten bleiben. „Allerdings sollen ja als Herzstück der Tagespflege-Einrichtung Wohnküchen entstehen. Dafür müssen die Räume geöffnet werden“, so Peter Lücke. Durch verbreiterte Türöffnungen soll das viergeschossige Gebäude, das einen vorgesetzten Aufzug auf der Hofseite erhält, senioren- und rollstuhlgerecht werden.