Essen-Rüttenscheid.. Tobias Peters, Vorsitzender der SPD Rüttenscheid, sitzt seit 2007 in der Jury der Essener Feder. Damit zeichnet die Stadt die beste Regel im Rahmen der Spielemesse aus, die am Mittwoch für Fachpublikum und ab Donnerstag für Spielefans aus aller Welt öffnet.
Doch, an einer klassischen Partie Mensch-Ärger-Dich-Nicht hätte Tobias Peters auch Spaß, „aber nur mit der Erweiterung, in der es so Bösartigkeiten wie Farbwechsel mitten im Spiel gibt“, sagt der Vorsitzende der Rüttenscheider SPD mit schelmischem Blick. Der 47-Jährige gehört zu jenen, die keine Spielanleitung scheuen – und wenn sie noch so umfangreich ist.
Peters ist 14 Jahre alt, als er zum ersten Mal die Spieletage besucht, die damals noch in der alten Volkshochschule beheimatet sind. „Seitdem habe ich keine Spielemesse mehr verpasst“, sagt der heute 47-Jährige. Seit 2007 sitzt er in dem fünfköpfigen Gremium, das jährlich die Essener Feder für die beste Spielregel verleiht. Am heutigen Mittwoch, wenn die Messe zunächst für Fachpublikum öffnet, geht der Preis an das Kartenspiel „Abluxxen“ von Ravensburger.
Bis zu 120 Spielanleitungen im Jahr
Seit 1981 zeichnet die Stadt Essen mit der Feder Autorenspiele aus, deren Regeln besonders gut verständlich sind – was nicht bedeuten muss, dass die Spiele nicht komplex sein können. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern, die im gesamten Bundesgebiet verstreut leben und versierte Kenner der Spielszene sind, nimmt Tobias Peters jährlich bis zu 120 Spielanleitungen von Neuerscheinungen in Augenschein. „Oberstes Gebot ist eine klar geschriebene Regel, die kaum Platz für Interpretationen lässt – sonst sind Unstimmigkeiten beim Spielen vorprogrammiert. Auch das Layout und die Bebilderung spielen eine wichtige Rolle – durch eine ellenlange Schwarz-Weiß-Beschreibung, wie früher bei Monopoly, kämpft sich heute niemand mehr“, weiß Peters.
Bis 2012 führte der Rüttenscheider selbst zwei Spielwarenläden, im Girardethaus und in Gelsenkirchen. „Der Konkurrenz durch das Internet“, sagt Peters, „konnte ich aber nichts mehr entgegensetzen, dem Preisdruck kann man sich als Einzelhändler kaum beugen. Hinzu kommt der stetig wachsende Markt für Computerspiele.“ Peters schließt die Läden, bleibt seinem großen Hobby aber immer treu. „Einen Kleiderschrank voll“, schätzt er die Größe seiner heimischen Spielesammlung und fügt lachend hinzu: „Dabei habe ich schon ausgemistet.“
In besagtem Schrank finden sich vor allem Strategiespiele wie etwa Puerto Rico oder der Klassiker Siedler von Catan. „Das Schöne an Brettspielen“, findet Peters, „ist die Gemeinschaft. Man hockt nicht zusammen vor dem Fernseher, sondern interagiert, versetzt sich mitunter in eine andere Welt.“ Dabei verschließt sich der Rüttenscheider auch Computerspielen nicht, „es gibt ja viele ehemalige Brettspiele wie etwa Civilization, die auf dem PC wesentlich mehr Spielfreude bringen“, sagt Peters. Die deutsche Brettspielszene sieht der Experte aus Rüttenscheid trotz digitaler Konkurrenz auf der Siegesstraße: „Deutsche Spiele werden im Ausland immer beliebter. Die Spiel ist die größte ihrer Art für Publikum weltweit ist – und das vor meiner Haustür.“