Essen-Holsterhausen. . Zwei Choreographinnen und sechs weitere Tänzer und Sänger präsentieren zeitgenössische Bewegungskunst in der Kleingartenanlage am Mühlenbach. Die Aktion startet am 19. Oktober zum Abschluss des Festivals „638 Kilo Tanz“.

Moderner Tanz und das Kleingartenwesen sind keineswegs zwei Welten, die nichts miteinander zu tun haben. Sie sind sich näher, als man glaubt. Davon können sich die Zuschauer am kommenden Sonntag, 19. Oktober, ab 15 Uhr, in der Kleingartenanlage am Mühlenbach überzeugen. Dort findet eine Tanz- und Gesangsperformance im Rahmen des Festivals „638 Kilo Tanz... und weitere Delikatessen“ statt. Schon jetzt können die Kleingärtner und Spaziergänger mit etwas Glück einen Blick auf bisweilen surreale Szenen in der Dämmerung erhaschen, wenn die Profitänzer und -sänger für ihren Auftritt proben.

„Seit fünf Jahren veranstalten wir immer am letzten Tag des Festivals zeitgenössischen Tanz in ungewöhnlichem Rahmen, um neue Sichtweisen zu eröffnen und ganz nah an die Bürger und ihre Lebenswelt heranzugehen“, erklärt Jelena Ivanovic vom veranstaltenden Verein „Tanzgebiet“. Bisher waren sie und ihre Kollegin Sabina Stücker bereits in einer Privatwohnung und im Rüttenscheider Schwimmbad zu Gast, luden zur Kochperformance ins Maschinenhaus. „Die Aufführung im Schwimmbad war das Ungewöhnlichste und Anspruchsvollste, was wir gemacht haben“, erinnert sich Ivanovic. Und da ja das gesamte Festival die Verbindung zwischen Tanz und Essen zieht, wird im Anschluss gegen 16 Uhr gemeinsam gegrillt und gegessen.

„Wir wollen weg vom Guckkasten Bühne“, sagt Ivanovic, die mit Sabina Stücker den dramaturgischen Bogen beim Tanzparcours „Walk the green line“ spannt. Über ihre Freundin Julia Kaiser (34), die selbst seit einem Jahr einen Kleingarten in der Anlage am Mühlenbach bewirtschaftet, nahm Jelena Ivanovic Kontakt zum Präsidenten des Kleingartenvereins auf. Im Gegensatz zu den meisten Kleingärtnern vor Ort, die nach dem Generationswechsel meist zwischen 30 und 50 Jahre alt seien, gehöre der Vorsitzende der älteren Generation an. „Er hatte von Anfang an nichts gegen die Aktion, wollte aber, dass wir die Mitglieder fragen“, sagt Ivanovic, die mit ihrer Kollegin in jedem der etwa 20 Kleingärten vorbeischaute, das Projekt vorstellte und die Pächter nach ihrer Meinung fragte - und alle hatten Lust auf die Aktion.

Nein, spießig sei das Kleingartenwesen so gar nicht, findet Julia Kaiser. Es gebe viele junge Leute, man kenne sich, helfe sich und feiere gemeinsam. „Zeitgenössischer Tanz passt hier wunderbar her. Das sind zwei Welten, die sich neu entwickeln“, erklärt Jelena Ivanovic, die sich eine solche Performance auch auf einem Campingplatz vorstellen kann. Es gehe darum, neues Publikum mit zeitgenössischem Tanz zu konfrontieren, vielleicht zu begeistern. Zeit und Raum für einen anschließenden Austausch, auch mit den sechs Künstlern, werde es geben.

Die kurzen Tanzszenen finden an unterschiedlichen Orten, in Gärten, auf Laubendächer, auf Wegen und im Bach statt. „Wir Kleingärtner helfen natürlich beim Grillen“, freut sich Julia Kaiser, die als Köchin im Rüttenscheider Weinlokal „Le chat noir“ arbeitet und mit ihrem Partner gerade eine neue Hütte auf ihrer Parzelle baut.