Essen-Rellinghausen. . Personenbeförderungsgesetz: Bis 2022 müssen 100 Tram-, 600 Bushaltestellen und alle U-Bahnhöfe der Stadt umgebaut werden. Evag setzt auf Ausnahmen, manche Baumaßnahme aber nimmt bereits konkrete Formen an

Der barrierefreie Ausbau der Essener Straßenbahnhaltestellen schreitet voran, wenn auch langsam. In der übernächsten Woche entscheidet der Bau- und Verkehrsausschuss über den Haltepunkt der Linie 105 „Rathaus Rellinghausen“. Gebaut werden soll – zusammen mit Arbeiten an der angrenzenden Frankenstraße – neun Monate lang 2016/17. Die zuständige Bezirksvertretung (BV) II hat bereits grünes Licht gegeben.

Es ist ein weiter Weg, den das Personenbeförderungsgesetz der Evag auferlegt. Bis 2022 sollen alle 100 Tram-Haltestellen der Stadt, sowie 600 Bushaltestellen und auch noch die U-Bahnhöfe barrierefrei zugänglich sein. Dass dies nicht zu stemmen ist, weiß man jetzt schon, die Evag setzt auf Ausnahmen, für die diese Frist nicht gelte – geschätzte Gesamtkosten von 234 Millionen Euro sind angesichts der schwierigen Haushaltslage tatsächlich illusorisch.

„Rathaus Rellinghausen“

Dennoch schreitet der Ausbau voran, noch in diesem Monat sollen die Rüttenscheider „Cäcilien­straße“ und die Frohnhauser „Alfred-Krupp-Schule“ fertig werden. Hinter den Kulissen werden bei den Essener Verkehrsbetrieben und in der Stadtverwaltung bereits die nächsten Etappen ins Auge gefasst – und eine davon steht an der Rellinghauser Eisenbahnstraße. Noch vor der Einmündung zum Aldimarkt bis zur Frankenstraße werden Gleise, Straße und die Haltepunkte „Rathaus Rellinghausen“ in beide Richtungen einen neuen Zuschnitt bekommen. Außerdem werden die Beteiligten dann noch rund 350 Meter neue Gleise auf der Frankenstraße – zwischen Eisenbahnstraße und Gottfried-Wilhelm-Straße – verlegen (siehe Text unten).

„Wir werden die Radien der Gleise unwesentlich vergrößern“, erläuterte Matthias Schneider von der Evag in der Bezirksvertretung II. Um dies nun wirklich zu verstehen, bedarf es ein wenig Fantasie. Die barrierefreien Haltepunkte auf beiden Seiten der Eisenbahnstraße sind sogenannte Kapbahnsteige. Dies sind im Grunde nicht mehr als aufgepflasterte Bereiche, die genau auf Höhe der Einstiege der Verkehrsmittel liegen. Von dort aus sollen die Fahrgäste nahezu direkt einsteigen können, vor allem, ohne die Straße überqueren zu müssen. Zwischen Bahnsteig und Gleis soll noch ein schmaler Radweg angelegt werden. So werden also die Evag-Planer die Gleise, die in beide Fahrtrichtungen verlaufen, nahe an den heutigen Gehweg heranziehen und somit die Schienenradien weiter gestalten.

Die Bahnsteige selbst sollen 2,70 Meter breit und jeweils 30 Meter lang werden. Betreten soll man sie über parallel verlaufenden Gehwege von hinten. Die Pkw-Stellplatzbilanz fällt mit „minus zwei“ noch moderat aus, außerdem plant noch ein Discounter einen Neubau mit Parkplätzen an der Eisenbahnstraße in Höhe der Hausnummern 14 und 16 – drei sollen den Nachbarn vorbehalten bleiben. Die Gehwege werden neu gebaut. Insgesamt 2,2 Millionen Euro kosten die Arbeiten, 85 Prozent werden gefördert. Für die Evag verbleiben 225 000 Euro, die Stadtverwaltung beteiligt sich mit rund 100 000 Euro.

Einschränkungen

Die Anwohner und Durchfahrer werden sich 2016/17 auf Einschränkungen gefasst machen müssen. Der Schienenverkehr wird zeitweise unterbrochen, Autos sollen so lange wie möglich durchfahren können. Allerdings weisen die Planer auf die Komplexität des Ganzen hin, zusätzlich werden auch noch Versorgungsleitungen gelegt. Teilsperrungen werden wohl unumgänglich sein.

Auch auf die Anwohner der Frankenstraße kommen im Zuge des barrierefreien Ausbaus der Straßenbahnhaltestelle „Rathaus Rellinghausen“ erneut Baustellen zu. Genau terminiert sind die Arbeiten auf der Frankenstraße zwischen Eisenbahnstraße und Gottfried-Wilhelm-Straße noch nicht, nur für die Gesamtmaßnahme mit Eisenbahnstraße werden neun Monate in 2016/17 veranschlagt. Klar ist aber schon, wie gebaut wird. So werden die Gleise auf der Frankenstraße so gelegt, dass zwischen ihnen ein separater Fahrstreifen für Autos eingerichtet werden kann. Das Gleis in Richtung Stadtmitte wird dafür auf den Rechtsabbiegestreifen geführt.

Darüber hinaus bringen die Planer mehr Ordnung in die Radfahrstreifen auf der Straße. Was auch Zeit kosten dürfte, ist zudem die Verlegung neuer Ver- und Entsorgungsleitungen im Boden. Die Kosten für die Arbeiten von insgesamt 1,5 Millionen Euro teilen sich die Stadt (870 000 Euro) und die Evag (630 000 Euro).

Kaum gefallen dürfte es den Anliegern, dass sie für einen Teil der Kosten aufkommen müssen. Die werden aber wohl nicht so hoch ausfallen wie gewohnt. Straßenbau und Gehwege finanziert die öffentliche Hand. Einzig für Oberflächenentwässerung und Parkstreifen werden Anwohner wohl zur Kasse gebeten werden.