Essen-Holsterhausen. . Der Allbau präsentierte die Pläne für das Berufskolleg-Gelände. Bürger vermissen dabei öffentliches Grün und familientaugliche Wohnungen. Die Geschäftsleute fürchten die Konkurrenz des großen Supermarktes und der neuen Läden.

Lange hatten die Holsterhauser das Gespräch mit dem Allbau gefordert. Jetzt stellte Dirk Miklikowski, Vorstand der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, im Melanchthon-Gemeindesaal das Projekt Cranachhöfe auf dem ehemaligen Berufskolleg-Gelände vor und beantwortete Bürgerfragen. Noch in diesem Jahr soll der Abriss des schadstoffbelasteten Berufskollegs beginnen, das seit 2009 leer steht und zerfällt.

Tenor des Abends: Die Holsterhauser sind froh, dass die Entwicklung des Geländes endlich beginnt. Viele kritisierten aber, dass die Bürger nicht mit einbezogen und ihre in Workshops erarbeiteten Wünsche zu wenig berücksichtigt worden seien. Dazu erklärte Miklikowski: „Die Bürgerbeteiligung hat stattgefunden, als der neue Bebauungsplan für das Gelände aufgestellt und 2012 öffentlich ausgelegt wurde. Das hier ist der falsche Zeitpunkt. Die Politiker haben im Rat den Bebauungsplan beschlossen. In diesem Rahmen setzen wir jetzt das Projekt um.“

Miklikowski ging auf die Klage der Bürger ein, dass es auf dem Gelände kein öffentliches Grün geben werde. „Ich kann den Wunsch nach einem Park verstehen, aber da sind wir der falsche Ansprechpartner. Einen Park kann nur die Stadt bauen. Es nicht unsere Aufgabe, öffentliche Grünflächen zu schaffen“, begründete Miklikowski die Tatsache, dass die Grünflächen des Komplexes nur den Bewohnern bzw. Nutzern vorbehalten bleiben. Dass die Stadt angesichts leerer Kassen Millionen für einen Park ausgeben werde, sei unwahrscheinlich. Auch wenn diese Erklärung wohl vielen einleuchtete - es bleibt die Enttäuschung, dass es statt mehr eher weniger frei zugängliches Grün im dicht besiedelten Holsterhausen geben wird.

Auf dem Gelände sollen 80 Apartments für Betreutes Wohnen entstehen, um die sich das Deutsche Rote Kreuz kümmern wird. Zudem sind 33 moderne Mietwohnungen für ein bis zwei Personen geplant. Kritisch sehen einige Bürger die geringe Wohnungsgröße von 52 bis 75 Quadratmetern. „Damit sind Familien quasi ausgeschlossen“, so die Meinung einiger Bürger. Laut Allbau-Chef habe man den Schwerpunkt hier auf das Wohnen für Ältere, Behinderte und Pflegebedürftige gelegt.

Ein positives Echo fand die Tatsache, dass auf dem Gelände eine Kindertagesstätte mit drei Gruppen entsteht, da Kinderbetreuungsplätze im Stadtteil fehlen. Ob der Supermarkt mit Vollsortiment sowie die etwa fünf Einzelhändler den bestehenden Geschäften eher schaden oder nützen werden, ist noch nicht absehbar. Ein Apotheker aus der unmittelbaren Nachbarschaft jedenfalls fürchtet um seine Existenz, wenn ein weiteres Geschäft dieser Art in den Cranachhöfen einziehe. „Sie nehmen in Kauf, dass bestehende Strukturen zerstört werden“, warf er dem Allbau vor. Dirk Miklikowski betonte, dass man auf jeden Fall erst schauen werde, welche Geschäfte es bereits gebe, bevor man die Mieter aussuche.

„Wir wollen Arbeitsplätze schaffen, soziale Verantwortung übernehmen, architektonisch ein stadtteilprägendes Ensemble schaffen und freuen uns, mit dem DRK und dem Klinikum erfahrene Partner gefunden zu haben“, so Miklikowski. Er hofft auf einen Baubeginn im zweiten Quartal 2015.