Bergerhauser holen Flüchtlinge an den runden Tisch
•
Lesezeit: 3 Minuten
Essen-Bergerhausen. . Die Bergerhauser planen Hilfsangebote für die Männer im Flüchtlingsheim an der Pregelstraße. Die Asylbewerber selbst berichteten bei der Versammlung aus ihrem Leben. Dringend benötigt wird derzeit Winterkleidung.
Lebensgeschichten von einigen Flüchtlingen, die jetzt im Heim an der Pregelstraße leben, hörten die rund 50 Teilnehmer des ersten runden Tisches in Bergerhausen. Neben Vertretern der Parteien, Vereine, Verbände und interessierten Bürgern waren Asylbewerber gekommen, um über sich, ihre Lebensumstände und Wünsche zu sprechen.
Dass der Saal im Awo-Heim an der Weserstraße so gut besetzt war, stimmte Bodo Kolling vom Sozialamt optimistisch: „Wir sind hier mehr Leute, als Bewohner an der Pregelstraße leben“, stellte er fest. In dem Heim, das früher Lehrgangsteilnehmer der Kraftwerkerschule beherbergte, sind derzeit 40 Männer in Einzelzimmern untergebracht. „Für die Stadt ist diese kleine Einrichtung sehr teuer, so dass sie nicht länger als acht Monate als Flüchtlingsunterkunft dienen soll“, so Kolling.
Einrichtungsleiter Ridda Martini von European Homecare, der Firma, die die Betreuung der Flüchtlinge übernimmt, betonte, dass es anderswo viele Angebote für Flüchtlinge aus der Bevölkerung gebe - allerdings meist für Kinder oder Familien, nicht für alleinreisende Männer.
Flüchtlingsheime in Essen
1/36
Gerade für die gebe es in Bergerhausen Bedarf, appellierte er an Vereine und Einzelpersonen, mit den Bewohnern der Pregelstraße Sport zu treiben, Musik zu machen oder handwerkliche Projekte durchzuführen. „Die Leute haben unterschiedliche Begabungen, die sie hier auch einsetzen möchten. Die Flüchtlinge wollen am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilnehmen“, versprach Ridda Martini den Bergerhausern interessante Begegnungen.
„Kommen Sie einfach vorbei, spielen Sie mit den Bewohnern Tischtennis oder Kicker“, forderte Martini die Bürger auf. „Die Seele ist wichtig, nicht das Gebäude.“ Auch Bernd Brack von Pro Asyl betonte, dass die Kontaktpflege das Wichtigste sei. Die Flüchtlinge sollten außerdem die Beratung von Pro Asyl oder der Diakonie in Anspruch nehmen, um keine Fristen zu versäumen. Gemeinschaftsräume, zum Beispiel für Sprachkurse oder Workshops, seien an der Pregelstraße vorhanden, könnten aber auch bei der Awo genutzt werden.
Der evangelische Pfarrer Eberhard Kerlen zählte etliche Dinge auf, die die Flüchtlinge gut gebrauchen könnten: Winterkleidung, vor allem in kleineren Größen, alte PCs oder Fernseher, Rasierapparate, Wörterbücher für Arabisch, Kurdisch und Englisch. Solche Dinge könnten mittwochs zwischen 16 und 17.30 Uhr an der Pregelstraße abgegeben werden.
Die Flüchtlinge selbst wünschten sich zudem Zeitungen und Zeitschriften, aber auch, dass man Rücksicht auf ihre Tradition nehme. Wie angespannt die psychische Situation der Männer ist, wurde aus ihren Berichten deutlich: Sie haben vielfach keinen Kontakt zu ihren Familien, wissen oft noch nicht einmal, ob es Frau und Kindern gut geht. Eines machte Ridda Martini ganz deutlich: „Politik und Religion bleiben im Heim außen vor. Jeder kann ja allein beten. Hier dürfen die Flüchtlinge Mensch sein. sonst nichts.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.