Holsterhausen. Zu einem guten Rockkonzert gehören extreme Lautstärke, gleißendes Scheinwerferlicht und eine Band, die sich die Seele aus dem Leib spielt.

Gestandene Rocker und Musikpioniere der Essener Musikszene würden sich allerdings erstaunt die Augen reiben, wenn sie sehen könnten, in welchem Rahmen ihre schweißtreibenden Auftritte geplant werden.

Im weiß tapezierten Seminarraum des Jugendzentrums Papestraße erinnert rein gar nichts an durchwachte Nächte mit lauter Musik. Und trotzdem planen dort die Mitglieder des „Arbeitskreises Rock" die Auftritte zahlreicher Jugendbands. Rund zehn Mitglieder zählt die Expertenrunde, die aus Mitarbeitern der Jugendzentren besteht.

Gestandene Herren sind es meist, die sich um Rock, Punk, Reggae und Hip-Hop kümmern und sich einmal im Monat über kommende Aktionen austauschen. Seit der Ankündigung, dass beim diesjährigen „Essen.Original" keine eigene „Youngstage" geplant ist, bestimmen Gespräche über das Stadtfestival die Treffen des Arbeitskreises. Die Nachwuchs-Experten halten sich über den Stand der Entwicklungen auf dem Laufenden und haben gemeinsam eine Unterschriften-Aktion für den Erhalt einer Nachwuchsbühne koordiniert.

Weitere Entwicklungen verfolgen die „AK Rock"-Leute genau und sprechen ihre Aktionen untereinander ab. Auch die Organisation der „Rocktage" ist immer wieder Gesprächsthema. Bei der Planung der neuen „Rocktage Nord", die erstmalig in Borbeck stattfanden, konnte Organisator Thorsten Wolf, Vorsitzender der Musik AG Essen, auf die Hilfe der Arbeitskreis-Mitglieder zählen. Jürgen Zips-Zimmermann vom Julius-Leber-Haus gab bei den letzten Treffen hilfreiche Tipps für die Ankündigung der Konzerte. „Das Internet ist mittlerweile die wichtigste Plattform, um Konzerte anzukündigen. Flyer brauchen wir eigentlich gar nicht mehr drucken", empfahl er.

Zips-Zimmermann kümmert sich schon seit langem um die Organisation der etablierten „Rocktage Ost" und auch Uwe Roth vom Aposteljugendhaus in Frohnhausen konnte seine Erfahrungen bei der Durchführung der „Rocktage West" beisteuern. Regelmäßiger Tagespunkt der Treffen des „AK Rock" sind zudem die Berichte über die Rockkonzerte und Aktionen in den einzelnen Jugendhäusern. Durch den ständigen Austausch erfahren die Mitarbeiter der Jugendhäuser, was außerhalb ihrer eigenen Nachbarschaft für den Musiker-Nachwuchs geschieht. Schnell können die Konzert-Experten einander Bandkontakte und Auftrittsorte vermitteln.

Auch Flyer zu aktuellen Projekten haben Barbaros Hizal vom „Kinder- und Jugendhaus Steele" und Uwe Roth mitgebracht. Nicht selten zücken die „AK Rock"-Mitglieder ihre Handys, um auf Anfrage die passende Telefonnummer weiterzugeben. Nach den Treffen geht der Austausch auch noch per E-Mail weiter. Für die Essener Hip-Hop-Szene gibt es sogar eine eigene Adressliste, auf der Bands schnell zu finden sind. Am Tisch sitzen meist auch Mariusz Dziwis vom „Falkenzentrum Süd" und Jugendkulturbeauftragter Gerd Dubiel vom JZE.

Konzertabende der „Rocktage West" finden auch im Falkenzentrum an der Holsterhauser Straße statt und laute Gitarren erklingen im Jugendzentrum Papestraße auch nicht gerade selten. Der regelmäßige Austausch der Jugendarbeiter sorgt immer wieder für Auftrittsmöglichkeiten.