Essen-Südviertel. . Susanne Hilbert arbeitete als Konzertpianistin – bis zu einem Zusammenbruch, der ihr den Weg in die experimentelle Malerei ebnete. Am Samstag eröffnet sie ihre Ausstellung mit einer Vernissage bei Peperblom.

Wenn Susanne Hilbert malt, ist es für sie jedes Mal aufs Neue wie ein Befreiungsschlag. Ohne Plan eine leere Leinwand bearbeiten, mit unkonventionellen Materialien wie Marmormehl und Sumpfkalk experimentieren, sie übereinanderspachteln und sehen, was Lacke, Acryl-Farbe und Öle anschließend damit machen: „Das ist die pure Freiheit“, sagt Susanne Hilbert, Ehefrau von Jörg Hilbert, dem Erfinder der Kinderbuch-Reihe „Ritter Rost“.

Bühne war eigentlich nie ihr Ding

In der experimentellen Malerei fand die 51-Jährige Zuflucht, nachdem sie vor einigen Jahren einen Nervenzusammenbruch erlitt. Denn vor der Kunst war in erster Linie die Musik. Bei Susanne Hilbert wird schon im Alter von drei Jahren in der Musikschule eine Hochbegabung festgestellt, mit fünf gewinnt sie ihren ersten Musikwettbewerb als Pianistin. Der anschließende Karriereweg scheint vorgezeichnet: Hilbert studiert Piano und Kammermusik an der Folkwang-Universität, füllt gemeinsam mit ihrem Klassik-Trio Garamond Konzertsäle in ganz Deutschland.

Irgendwann mit Mitte 40 kann sie sich plötzlich keine Noten mehr merken: „Wir waren in der Vorbereitung für ein Engagement auf einem Kreuzfahrtschiff. Aber da ging nichts mehr bei mir – und das lag nicht allein an der Überarbeitung“, erinnert sich die Künstlerin aus Stadtwald, die heute offen über ihren Zusammenbruch sprechen kann. Auch, weil sie anderen Mut machen möchte, auszubrechen, wenn es nicht mehr geht. „Ich habe festgestellt, dass ich nie gern vor großem Publikum im Mittelpunkt gestanden habe, nach jedem Auftritt dankbar war, dass es vorbei ist. Das war wie im Haifischbecken“, sagt sie. Deswegen ist ihr nach dem Zusammenbruch irgendwann klar, dass sie weg will von der Bühne.

Ausstellung auch im Rahmen der Kunstspur zu sehen

In der Hofwerkstatt von Gabriele Musebrink im Südviertel kommt Susanne Hilbert das erste Mal mit ungewöhnlichen Maltechniken in Berührung, findet darin ihre neue Passion. Heute hat sie ihr eigenes Atelier an der Langenberger Straße in Überruhr und gibt selbst Malkurse. „Natürlich male ich für mich. Wenn aber Menschen meine Bilder schön finden oder davon inspiriert werden, dann freue ich mich natürlich“, sagt Hilbert.

Davon überzeugen können sich Kunstfreunde am Samstag, 6. September: Dann öffnet eine vierwöchige Ausstellung im Kunsthandwerk-Geschäft Peperblom, Witteringstraße 116, im Südviertel. Beginn der Vernissage ist um 15 Uhr, zudem sind die Werke während der regulären Öffnungszeiten und im Rahmen der Kunstspur am 20. (10-19 Uhr) und 21. September (ab 12 Uhr) zu sehen. „Es ist schön“, sagt Susanne Hilbert, „nicht mehr nach Noten leben zu müssen“.

Der Bühne als Regisseurin aus zweiter Reihe treu

Auch, wenn sie sich heute nur noch für Freunde und im privaten Rahmen ans Klavier setzt, liegt Susanne Hilbert die musikalische Arbeit mit Kindern weiterhin am Herzen: Seit 15 Jahren bringt sie gemeinsam mit Grundschülern die Ritter-Rost-Geschichten ihres Mannes, die in diesem Jahr 20. Geburtstag feiern, als Theaterstücke auf die Bühne. Dabei führt sie Regie und arbeitet die Musicals mit den Sieben- bis Zehnjährigen im Rahmen von Schulprojekten professionell aus.

„Ich bin häufig an Schulen in sozialen Brennpunkten unterwegs, zuletzt in Hamburg, aber in erster Linie in Essen und Umgebung. Die Kinder sind mitunter so viel Aufmerksamkeit nicht gewöhnt, freuen sich, einmal im Mittelpunkt zu stehen und sich auf der Bühne ausleben zu können – auch, wenn der Weg dorthin oft ein weiter ist“, sagt Susanne Hilbert, die das nächste Ritter-Rost-Stück im Rahmen des Ferienspatz-Programms in den Herbstferien anbietet.

Termin für das Vorsingen ist bereits am Dienstag, 9. September, um 16 Uhr im Bürgermeisterhaus Werden.