Essen-Rüttenscheid. . An der Gummertstraße hält die Nachbarschaft zusammen. Das gilt erst recht, seit bekannt wurde, dass die ehemaligen Krupp-Häuschen abgerissen werden könnten.

Spontan 40 Nachbarn zusammentrommeln? An der Gummertstraße ist das kein Thema. Horst Vonzumhoff, Anwohner und eine von vielen guten Seelen, die das Miteinander in der Straße pflegen, hatte mit einem Plakat auf die Aktion unserer Zeitung aufmerksam gemacht. Ein paar Tage später ist die große Wiese zwischen den ehemaligen Krupp-Häuschen und den Mehrfamilienhäusern bevölkert: mit Fußball spielenden Kindern, Senioren mit und ohne Gehhilfe, einem jungen Paar, einer Mutter mit ihrem Kleinkind. Was sie neben ihrer Vermieterin, der Immeo-Wohnungsgesellschaft eint? „Wir wollen hier nicht weg“, sagt Horst Vonzumhoff entschlossen, „und wir werden bleiben.“

Schnelle Hilfe nach dem Sturm

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Vor zwei Jahren hatte die idyllische Siedlung am Krupp-Krankenhaus für Schlagzeilen gesorgt, nachdem bekannt geworden war, dass Immeo die zehn Häuschen abreißen und durch moderne Neubauten ersetzen will. Durch die Kanalarbeiten im Walpurgistal liegen Neubau-Projekte in Rüttenscheid bis mindestens 2017 auf Eis, auch an der Gummertstraße. „Das verschafft uns etwas Luft“, sagt Anwohner Wolfgang Lorenz mit Erleichterung in der Stimme. Unterschriftensammlungen, Gespräche mit Politikern, Protestaktionen: Die Debatte um den Abriss schweißte die Gemeinschaft an der Gummertstraße noch mal mehr zusammen, sind sich die Nachbarn heute einig. „Geholfen haben wir uns aber immer schon“, blickt Horst Vonzumhoff zurück.

Auch bei den Folgen nach Sturm Ela hätten alle mit angepackt, sich gegenseitig unterstützt, ihre von Ästen begrabenen Autos zu befreien. Oder voll gelaufene Keller wieder trocken zu legen. Gemeinsinn, der zusammenschweißt. „Schauen Sie sich doch um“, sagt Maria Theresia Goldbach, „hier wohnen nur nette Menschen.“ Die 79-Jährige gehört zu den „Ur-Einwohnern“, lebt seit 1964 in einem der ehemaligen Krupp-Häuschen. „Mit drei Kindern wurde das irgendwann ziemlich eng. Wir wollten in eine größere Wohnung umziehen, doch die Kinder wollten hier partout nicht weg“, erinnert sich die Rentnerin und lacht.

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Auch heute noch ist die Siedlung, die jeweils nur ein paar Gehminuten von der Rüttenscheider Straße und dem Stadtwald entfernt liegt, ein Paradies für Kinder. „Die Jungs haben hier jede Menge Platz zum Toben. Durch die Einbahnstraßenregelung an der oberen Gummertstraße verirren sich kaum Fremde hierher und die Nachbarn haben immer ein Auge aufeinander. Viel schöner kann man in Rüttenscheid eigentlich nicht wohnen“, findet Andrea Bläsig (50), Mutter eines Neun- und eines 14-Jährigen. Gegrüßt werde auf der Straße immer, meistens sei auch ein kleines Schwätzchen drin. Dazu trifft man sich gerne bei Nachbarin Jacomina de Reijke, die 1999 hierherzog. Sie restaurierte und gestaltete vor ein paar Wochen eine Sitzbank, die sie schließlich der Gemeinschaft spendete. „Natürlich“, sagt sie mit einem breiten Schmunzeln, „musste die Bank mit einem kleinen Fest eingeweiht werden. Dafür finden wir hier immer einen Grund.“

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