Essen-Stadtmitte. . Familie Witthaut führt das Hotel-Restaurant „Zum Deutschen Haus“ seit vier Generationen. Lärm, Dreck und fehlende Parkplätze sorgen an der Kastanienalleee derzeit für Umsatzeinbußen. Allbau-Sprecher Dieter Remy bietet ein Gespräch an.
Schwierige Zeiten für Familie Witthaut: Seit fast 100 Jahren führt sie das Hotel-Restaurant „Zum Deutschen Haus“ in der nördlichen Innenstadt. „Erst blieben Gäste wegen des verkommenen Parkhauses an der Rottstraße weg, jetzt haben wir über Jahre die Großbaustelle vor der Tür“, klagt Joachim Witthaut, der mit seiner Frau im Betrieb der Eltern arbeitet. Im Schatten der Kreuzeskirche baut die städtische Wohnungsbaugesellschaft Allbau bis Ende 2016 ihre neue Zentrale plus 60 Wohnungen.
„Das ist noch eine lange Zeit. Wir haben Umsatzrückgänge von 30 bis 40 Prozent. Den Mittagstisch haben wir derzeit ganz eingestellt“, so Joachim Witthaut. Der Abriss des Parkhauses sei ein positives Signal gewesen, habe aber viel Lärm und Dreck verursacht. „Manchmal wackelt das ganze Haus und man hat Angst, dass die Wände einstürzen“, sagt Ursula Witthaut. Drei Stunden putzen sei an der Tagesordnung, alle drei Tage seien die Fenster schmutzig. Selbst bei großer Hitze habe man zeitweise die Fenster nicht öffnen können, Hotelgäste hätten wegen des Lärms schon am frühen Morgen nicht ausschlafen können.
Arbeiten ruhen seit Wochen
Durch die Baustelle seien etliche Parkplätze weggefallen, auch die Anwohnerparkscheine, die man für die Gäste erworben habe, seien jetzt sinnlos. „Jetzt ruht die Baustelle schon seit vielen Wochen“, ärgert sich Joachim Witthaut. Die Familie fühlt sich vom Allbau mit ihren Problemen alleingelassen. „Ganz am Anfang gab es mal ein Schreiben, was dort entsteht, aber dann hat niemand mehr nach Problemen gefragt oder Hilfe angeboten. Man hätte doch vielleicht irgendwo in der Nähe ein paar Parkplätze für unsere Gäste anmieten können“, so Joachim Witthaut.
Natürlich freue er sich über die Aufwertung, die das Kreuzeskirchviertel auch durch den Neubau erfahre. „Das wird mal eine richtig tolle Ecke hier“, hofft der Gastronom auf bessere Zeiten. Angestellte und Bewohner des Komplexes Kastanienhöfe seien ja auch potenzielle Gäste. Sein Vater kann sich noch an die Zeiten erinnern, als die nördliche City ein sehr lebendiges Viertel war. „Hier gab es viele bekannte Lokale und ein reges Nachtleben“, erinnert sich Alfred Witthaut.
Man habe erst vor einigen Tagen konkret von den Problemen der Hotelbesitzer erfahren, so Allbau-Sprecher Dieter Remy, der sich wundert, dass der Gastronom ihn bei anderen Terminen vor Ort nicht angesprochen habe. Allbau habe zum Beispiel durch die Kulturaktion Beton-Salon die Nachbarschaft stärken wollen. Man könne aber nicht mit jedem Nachbarn sprechen und auch nicht für alle Parkplätze anmieten. Man werde aber in den nächsten Tagen auf die Hotelbesitzer zugehen und das Gespräch suchen. „Vielleicht braucht man einen langem Atem, aber später ist das Umfeld deutlich attraktiver“, so Remy. Der Bauauftrag für den Komplex sei vor kurzem an einen Generalunternehmer erteilt worden, im Oktober solle es losgehen.
Das Hotel-Restaurant „Zum Deutschen Haus“ wurde 1917 von den Großeltern der heutigen Eigentümer Christa und Alfred Witthaut gegründet. Das Stammhaus, ein Fachwerkbau, befand sich an der Rottstraße, ganz in der Nähe des heutigen Standorts. Nachdem es im Zweiten Weltkrieg zerbombt worden war, bauten es die Großeltern wieder auf. Später musste das Haus weichen, weil die Straße verbreitert werden sollte. Am heutigen Standort an der Kastanienallee eröffnete das Hotel 1958. Heute führen Christa (74) und Alfred Witthaut (80) das Hotel-Restaurant. Sohn Joachim (51) und Schwiegertochter Ursula Witthaut (52) sind als vierte Generation ebenfalls im Betrieb tätig.
Das Hotel hat 20 Zimmer, im eher rustikal eingerichteten Restaurant im Erdgeschoss finden 65 Personen Platz. Vor dem Haus gibt einige Plätze im Außenbereich. „Wir haben extra die Pflege für die angrenzenden Baumbeete übernommen, um sie ansprechend mit Blumen zu gestalten“, erklärt Ursula Witthaut. Aber draußen sitzen wolle derzeit sowieso selten jemand.
Statt der ursprünglich sechs Angestellten seien aktuell aufgrund des Umsatzrückgangs nur noch drei im Betrieb tätig.