Essen-Bergerhausen. . Vertreter von Parteien und Kirchen im Stadtteil akzeptieren grundsätzlich die Entscheidung der Stadt, Asylbewerber kurzfristig an der Pregelstraße unterzubringen. Die Häuser wurden früher für Lehrgangsteilnehmer genutzt.
Seit zwei Tagen ist es offiziell: Die Stadt will die beiden Häuser an der Pregelstraße, in denen früher Lehrgangsteilnehmer der Kupferdreher Kraftwerkerschule untergebracht waren, als Notunterkünfte für rund 50 Asylbewerber einrichten. Bis zum Jahresende sollen dort laut Stadt Flüchtlinge untergebracht und rund um die Uhr betreut werden. Vertreter von Parteien und Institutionen im Stadtteil zeigen Verständnis für die Maßnahme.
Aus Abwehr wurde Kooperation
SPD-Ratsherr Paul Coenen: „Wenn es die Möglichkeit gibt, die Menschen kurzzeitig dort unterzubringen, finde ich das akzeptabel, gerade wenn man sie 24 Stunden am Tag betreut. Man kann die Flüchtlinge ja nicht in Turnhallen unterbringen.“ Er selbst kenne die beiden Gebäude allerdings nicht von innen. Sein CDU-Kollege Peter Tuppeck hält die Gebäude mitten in der kleinteiligen Bebauung zwar nicht für besonders gut geeignet. Aber: „Natürlich müssen die Menschen irgendwo bei uns unterkommen.“ Ansonsten könne er sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fundiert äußern.
Pastor Ludger Toups von der katholischen Gemeinde St. Hubertus und Raphael ist überzeugt, dass man sich als Kirche nicht gegen die Aufnahme von Asylbewerbern sperren dürfe. Man bete schließlich mit der Gemeinde für die Flüchtlinge und sei verpflichtet, „einen kleinen Beitrag zu leisten, die Not der Menschen zu lindern“.
Ähnlich sieht das Gudrun Weßling-Hunder, evangelische Pastorin aus Bergerhausen. „Als Pastorin halte ich es für wichtig, Fremde aufzunehmen und ihnen aus dem Glauben heraus zu vermitteln, dass sie willkommen sind.“ Es sei grundsätzlich notwendig, Flüchtlingen eine Heimat zu geben, wenn man entsprechende Räumlichkeiten habe. Sie verstehe, dass Menschen Ängste hätten. Die basierten auch auf der Unsicherheit, wer da in ihre Gemeinschaft komme. Weßling-Hunder hat bei der Behelfsunterkunft an der Tiegelstraße den Prozess begleitet und erfahren, dass die anfängliche Abwehr der Menschen in Verständnis für die Neuankömmlinge umgeschlagen sei.
Bezirksbürgermeister Gerhard Barnscheidt: „Auf die Entscheidung für die Pregelstraße hatten wir als Bezirksvertretung keinen Einfluss. Aber es ist klar, dass wir etwas tun müssen, damit die Leute unterkommen. Ich habe auch noch keine negativen Reaktionen von den BV-Kollegen gehört.“ Für die Gebäude spreche, dass sie wohl ohne Aufwand und deshalb kostengünstig für die Flüchtlinge umzugestalten seien.
Skeptischer ist Wolfgang Pfotenhauer, Vorsitzender des Bürgervereins Bergerhausen. Die Anwohner dieses Bereichs seien durch verschiedene Faktoren sowieso belastet. Dazu zähle insbesondere der Verkehr auf der Ruhrallee, aber auch der Abriss der St.-Raphael-Kirche. Generell seien die Gebäude an der Pregelstraße sicherlich besser für eine zeitlich begrenzte Unterbringung von Asylbewerbern geeignet, als zum Beispiel Schulen und Turnhallen, so Pfotenhauer.