Essen-Margarethenhöhe. Seit anderthalb Jahren führt Hans Borgsmüller das „Wirtshaus Zur Altenau“ und muss seitdem mit widrigen Umständen kämpfen. Die Folgen des Pfingststurms haben die Probleme noch verschärft. Aufgeben kommt für den Wirt nicht in Frage.
Hans Borgsmüller (63) ist Gastwirt aus Familientradition und Leidenschaft. Zeiten, wie er sie derzeit in seinem „Wirtshaus Zur Altenau“ erlebt, gab es zum Glück nur selten. „Rund 50 Prozent der Gäste, vor allem die Wandergruppen, bleiben derzeit weg“, klagt er. Den dramatischen Umsatzrückgang führt der gelernte Kaufmann und Koch auf die Dauerbaustelle rund um den Halbachhammer zurück. „Und dann kam auch noch Pfingststurm ,Ela’ dazu, so dass das Nachtigallental durch umgestürzte Bäume blockiert ist“, sagt der Gastwirt.
Als er mit seiner Frau Brigitte das Lokal übernahm, habe er viel in die Inneneinrichtung und die Neugestaltung des Biergartens investiert. Profitieren konnte er von der idyllischen Umgebung bisher wenig: „Leider habe ich das Tal ja kaum offen erlebt.“ Ein Treffen mit insgesamt 16 Vertretern von Stadt, Grün und Gruga, Stadtwerken, Emschergenossenschaft und Parteien im Frühjahr, bei dem Borgsmüller bereits seine Sorgen schilderte, blieb ohne Erfolg.
„Damals wurde mir versprochen, dass das Tal Ende März wieder offen sein würde. Das wurde später auf Ende April verschoben. Aber es ist bis heute nicht geöffnet“, so der Gastwirt. „Wir werden mit unseren Arbeiten dort Mitte September fertig sein“, kündigt Christin Nottenbohm von den Stadtwerken auf Nachfrage an.
Für Borgsmüller ist es besonders problematisch, dass die beliebte „Route zum Wasser“ und der Tommesweg auf der Haarzopfer Seite des Nachtigallentals gesperrt sind, so dass Ausflügler und Radfahrer ausbleiben. „Was helfen würde, wäre eine vernünftige Beschilderung“, sagt der Gastwirt, der selbst zwei Hinweisschilder auf sein Lokal im Tal aufgestellt hat. Mehr sei aus Kostengründen nicht möglich.
Ärgerlich sei auch, dass in der Straße Altenau im Bereich der Gaststätte kaum noch Parkplätze für Gäste vorhanden seien, da der Zugang zum Tal durch Halteverbote für Baufahrzeuge frei gehalten werden müsse. „Das trifft uns besonders bei größeren Gesellschaften wie Hochzeiten oder Beerdigungen hart“, so der Wirt, der sechs Mitarbeiter beschäftigt.
Wichtig wäre auch eine behindertengerechte Toilette, die ihm eine Klientel eröffnen würde, die die Sanitäranlagen im Keller nicht aufsuchen kann. Der ursprüngliche Plan, dass sich die Margarethe-Krupp-Stiftung als Eigentümer, die Stauder-Brauerei als Pächter und Borgsmüller die Kosten dafür teilen, wurde nie realisiert.
Trotz aller Widrigkeiten steht für Borgsmüller fest: „Aufgeben werde ich nicht. Dafür bin ich zu sehr mit Leib und Seele Wirt.“
Hans Borgsmüller ist alteingesessener Essener und seit 1969 in der Gastronomie tätig. Für ihn stand die Übernahme der Gaststätte Zur Altenau vor anderthalb Jahren unter dem Motto „zurück zu den Wurzeln“, denn seine Vorfahren - die Familie wurde erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt - betrieben die Borgsmühle im benachbarten Mühlbachtal an der Fulerumer Straße. Das denkmalgeschützte Gebäude nahe der Wienenbuschbrücke existiert noch, wurde vom neuen Besitzer modernisiert, so Borgsmüller. „Ich hätte den alten Kotten gern von der Stadt gekauft. Aber damals wohnte noch ein Oberförster darin. Als der starb, wurde das Haus an einen Interessenten aus Düsseldorf verkauft“, bedauert Borgsmüller.
Seit 1876 war seine Familie dann in der Gastronomie tätig. Hans Borgsmüller selbst führte seit Ende der 1960er Jahre das Hopfenstübchen in Altendorf, das Haus Borgsmüller in Essen-West, den Stadtschreiber in der Innenstadt und die Gaststätte Zur alten Schmiede in Bredeney, bis er das „Wirtshaus Zur Altenau“ auf der Margarethenhöhe übernahm.
Die Gaststätte gehört der Margarethe-Krupp-Stiftung, ist aber laut Borgsmüller an die Stauder-Brauerei verpachtet, die wiederum an ihn unterverpachtete.
Um das Lokal trotz der widrigen Umstände wieder nach vorn zu bringen, lädt Borgsmüller für Samstag, 2. August, ab 16.30 Uhr, zum „Sommerfest in der Altenau“ mit Grillen, Cocktails, Tanz und Livemusik mit „Accoba“ ab 18.30 Uhr bis in die Abendstunden ein. Auch das nächste Oktoberfest ist bereits in Planung.