Essen-Bredeney. . Der Rechtsanwalt und Journalist Thomas Becker wünscht sich mehr Ampeln und Zebrastreifen in Bredeney. Mit seinen Vorschlägen fühlt er sich von der Politik nicht ernst genommen. Die Stadt verweist auf die Unfallkommission.
„Es kann doch nicht sein, dass erst ein Kind zu Schaden kommen muss, bevor man sich um Gefahrenpunkte im Straßenverkehr kümmert“, sagt Thomas Becker. Der 39-Jährige lebt und arbeitet als Rechtsanwalt und Journalist an der Graf-Bernadotte-Straße. Becker ist Vater von zwei Söhnen im Alter von knapp vier Jahren und zwölf Wochen. „Ich muss hier nur aus dem Fenster schauen, um die Raser zu sehen“, sagt Becker, der vier seiner Ansicht nach gefährliche Bereiche im Umfeld aufgelistet und an Politiker geschickt hat.
Über die Ratskandidaten landete seine Liste mit entsprechenden Verbesserungsvorschlägen auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung IX. „In der Sitzung wurde dann zwei Minuten darüber geredet, aber die Vorschläge wurden lapidar als nicht realisierbar abgetan“, fühlt sich Becker nicht ernst genommen. Er ist sich sicher: Seine eigenen Kinder würde er nicht vor dem Haus allein laufen lassen. „Die Graf-Bernadotte-Straße wird oft als Abkürzung genutzt. Hier ist eigentlich Tempo 30, doch die Schilder sind schwer zu erkennen. Oft fahren Autofahrer hier geschätzt mit 70 durch. Die lange, gerade Straße verführt quasi zum Rasen“, beobachtet Becker. Das sei auch den Stadtteilpolitikern bekannt. Ihm gehe es nicht nur um die Sicherheit seiner Kinder, sondern aller Bürger, besonders auch der gehbehinderten Senioren. Aufpflasterungen, Blumenkübel oder auch nur versetzt angeordnete Parkbuchten, die zum Slalomfahren zwingen würden, könnten helfen, meint der Rechtsanwalt.
Gefährlich findet er auch die Situation im Bereich der Kirche St. Markus und des benachbarten Kindergartens an der Frankenstraße. „Da soll gesellschaftliches Leben stattfinden, aber man kommt nicht gefahrlos hin.“ Es gebe nur eine Ampel an der Bredeneyer/Frankenstraße und ein Stück weiter eine Verkehrsinsel. „Aber welche Eltern möchten gern, dass ihr Kind auf dieser Insel steht und selbst einschätzen muss, wann es gehen kann?“, fragt Becker. Er wünscht sich an dieser Stelle eine Ampel, und falls das nicht finanzierbar sei, zumindest einen Zebrastreifen. Das Argument, die vorhandene Ampel sei nicht allzu weit entfernt, lässt er nicht gelten: „Man kann doch nicht die Unversehrtheit eines Kindes in Metern messen.“
Ebenfalls problematisch findet der Familienvater die Stelle kurz hinter der Kreuzung Bredeneyer/Frankenstraße, wo die von der Meisenburgstraße kommenden Autos von zwei Spuren auf eine Spur zusammengeführt werden. „Da müsste man nach dem Reißverschluss-Prinzip vorgehen. Aber dort liefern sich Fahrer regelrechte Rennen.“ Becker schlägt vor, die rechte Spur zur Rechtsabbieger- und die linke zur Geradeaus-Spur zu machen, um Wettkämpfe zu vermeiden.
Als vierten Punkt kritisiert Becker, dass es auf der Bredeneyer Straße jenseits des Bredeneyer Kreuzes keine sichere Überquerungsmöglichkeit gebe: „Da gehen Senioren mit Rollator oft fünf Meter vor und drei wieder zurück, weil sie sich nicht über die Straße trauen“. Auch hier würde eine Ampel oder ein Zebrastreifen helfen, findet der Anwohner. Die unbefriedigende Reaktion der Politiker sporne ihn eher an, sich weiter für Veränderungen im Sinne der Verkehrssicherheit einzusetzen.
Stadtsprecher Stefan Schulze verweist auf die Möglichkeit, Gefahrenpunkte an die städtische Unfallkommission zu melden, die für Tipps immer dankbar sei. Thomas Becker könne seine Vorschläge dort gern einreichen. Auch präventive Maßnahmen seien möglich. An der Frankenstraße im Bereich Rellinghausen seien beispielsweise Schulen und Kindergärten in die Neugestaltung der Straße einbezogen worden. Natürlich müsse man die Finanzierbarkeit im Blick behalten. Eine Chance, etwas zu verändern, böten sowieso geplante Straßensanierungen.
Bezirksbürgermeister Michael Bonmann (CDU) findet Bürgerengagement prinzipiell gut. Er verweist darauf, dass man die Vorschläge von Thomas Becker in der Bezirksvertretung IX behandelt habe. „Es war aber kein Vorschlag dabei, den wir nicht schon in letzten 15 Jahren ohne Erfolg ausprobiert hätten“, so Bonmann. Ursache für viele Probleme sei das Straßenbahn-Beschleunigungsprogramm. Für die Bredeneyer Straße beispielsweise seien Zebrastreifen wegen der dort verkehrenden Straßenbahn nicht möglich. „Sinnvoll wären Fußgängerüberwege natürlich“, so Bonmann. Möglicherweise gebe es ja im Zuge der Neubaumaßnahme an der Bredeneyer Straße die Chance, die Situation für Fußgänger zu verbessern.