Essen-Rüttenscheid. . Studenten der Uni Duisburg-Essen starten am Freitag, 4. Juli, die „urbane Intervention“ in Rüttenscheid. An drei Stellen im Stadtteil wandeln sie Platz für Autos in Wohlfühlflächen für Menschen um – und verfolgen damit ein ganz konkretes Ziel.

Die Rüttenscheider lechzen nach mehr Grün – das zumindest ist das Ergebnis einer nicht repräsentativen Umfrage von Studenten der Uni Duisburg-Essen, an der sich 300 Bürger aus dem Stadtteil beteiligten. Für die angehenden Bauingenieure, Architekten, Geografen und Stadtplaner Grund genug, in einem der dichtesten besiedelten Quartiere der Stadt am Freitag, 4. Juli, auf besonderer Mission zu gehen: Bei ihrer „urbanen Intervention“ wollen rund 20 Studenten Teile der Rüttenscheider und ein Stück der Annastraße in ein grünes Wohnzimmer verwandeln. Im Rahmen des Kurses „urbane Systeme“ beschäftigten sich die Studenten ein Semester lang mit der Frage: Wie lässt sich die Lebensqualität in einem Stadtteil verbessern? „Mehr Mensch, mehr Grün, weniger Auto“ ist ihre griffige Antwort.

„Immer mehr städtischer Raum wird von Parkplätzen und Autos eingenommen – vor allem in Rüttenscheid. Die Rü ist gut zum Konsumieren, allerdings fehlen die Entspannungszonen. Wir wollen mit unserer Intervention niemanden bekehren, sondern vielmehr Alternativen aufzeigen“, sagt Lara Leuschen, die mit ihrer Gruppe einen kleinen Teil der Annastraße in ein städtisches Wohnzimmer verwandelt. „Wir bieten gemütliche Wohnzimmermöbel zum Ausruhen, Gesellschaftsspiele, etwas Kunst und eine Kräuterbar, an der sich jeder bedienen darf“, gibt Leuschen einen Ausblick. Nur wenige Meter weiter funktioniert die Gruppe „Grüne Hand“ fünf Parkplätze gegenüber des „Kodi“-Markts in eine Entspannungsoase um. Tischkicker, Sitzgelegenheiten und Spielmöglichkeiten für Kinder entstehen dort.

„Umgeparkt“ am Rüttenscheider Stern

Auf einem Teil des Parkplatzes am Rüttenscheider Stern ist das Motto „Umgeparkt“: Dort klärt eine Gruppe über Mobilitäts-Alternativen zum Auto auf, bietet Lektüre für die U-Bahn-Fahrgäste, Liegestühle und kleine Poetry-Slam-Vorträge an. „Wir wollen zeigen, wie viel es bringen kann, wenn nur wenige umsteigen, zum Beispiel auf ÖPNV, Metropolrad und Car-Sharing. Es geht darum, das Thema ins Bewusstsein zu rücken. Je mehr mitmachen, umso weniger Platz braucht das Auto“, sagt Amanda Bruchmann.

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Auch die Stadt unterstützt das Projekt und genehmigte die Sperrungen – trotz bekannter Parkplatz-Not in Rüttenscheid. „Natürlich waren die Geschäftsleute nicht allzu begeistert. Aber es geht ja nur um ein paar Buchten – und darum zu zeigen, was man aus diesem Platz alles machen kann“, sagt Lara Leuschen. Grün und Gruga leiht den Studenten einige Pflanzkübel, auch die Interessengemeinschaft Rüttenscheid ist informiert.

Angesprochen fühlen sollen sich alle Generationen. Ein paar Kindergärten haben schon zugesagt, auch die Rüttenscheider „Willst du mit mir geh’n“-Spaziergruppe für Senioren schaut vorbei. Mehr Raum für Menschen – das sei ein Thema, das alle angeht, finden die Studenten.