Essen-Süd/Rüttenscheid. . Vom Haumannviertel bis zum Moltkeplatz ist der Stadtteil eine unfreiwillige, grüne Einbahnstraße. Große Schäden sind auch im Stadtgarten und am Moltkeplatz zu beklagen. Nach bisherigem Stand soll die 26. Auflage des Rü-Festes am Samstag aber stattfinden.

Das Haumannviertel – bis zum späten Montagabend noch mit Allee-Charakter – ist am Tag nach dem großen Orkan ein einziger Baumfriedhof. Die mächtigen alten Linden liegen größtenteils auf der Straße, haben zahlreiche Autos unter sich begraben.

Fassungslos zücken Anwohner und Schaulustige Handys und Kameras – wie um sich selbst zu vergewissern, dass das keine Fatamorgana ist, die sich da meterhoch und grün vor ihnen auftürmt. Zwei Jungs funktionieren einen entwurzelten Baum zum Abenteuerspielplatz um, klettern die riesige Wurzel hinauf. „Hoffentlich bleibt das so“, sagt einer der beiden in kindlicher Erwartungsfreude. Tatsächlich wird es wohl noch einige Wochen dauern, bis alle Schäden beseitigt sind. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Gut, dass niemandem ernsthaft etwas passiert ist. Ich war erleichtert, als mein Sohn es gestern noch gerade rechtzeitig nach Hause geschafft hat“, sagt Günter Lattek, der nur wenige Meter weit vom Haumannplatz entfernt wohnt.

Auch in zahlreichen Seitenstraßen ist kein Durchkommen mehr, machen dschungelähnliche Verhältnisse einen Alltag unmöglich: Moltke-, Henrici-, Isenberg-, Goethestraße – die Liste der unfreiwilligen Einbahnstraßen ließe sich wohl beliebig fortsetzen. Akustisch hat mittlerweile lautes Motorsägengeräusch die Martinshörner abgelöst, die die gesamte Nacht hindurch im Süden zu hören waren. Im Stadtgarten beginnen Freiwillige am Vormittag damit, leichtes Geäst von den Wiesen zu räumen. Für viele ist der Platz hinter der Philharmonie wie ein eigener Garten, der Schock über das Ausmaß der Katastrophe steht ihnen ins Gesicht geschrieben.

Moltkeplatz kaum begehbar

Ganz ähnlich auch im Christinenpark und am Moltkeplatz. Die für letzteren charakteristischen Platanen stehen zwar noch, viele große Äste aber liegen auf dem Weg, haben die Zäune des Tennisplatzes eingerissen, als seien sie aus Pappmaché. Dagmar Eberhardt und Freundin Claudia von Schwanewede hatten am Nachmittag eigentlich ein paar Bälle dort schlagen wollen. „Das wird wohl nichts. Es kann dauern, bis die Plätze wieder bespielbar sind“, sagt Dagmar Eberhard.

Nicht Bäume, sondern ein riesiger See blockieren die Straße unterhalb der Alfredstraße, die einem See gleicht. Ein Polizist steht fast knietief im Wasser und sucht den Gully. Schon am Vormittag mutmaßt dort einer der Organisatoren, dass es mit dem Firmenlauf wohl nichts wird, „es sieht katastrophal aus in der Gruga“. Die 26. Auflage des Rü-Fests am Samstag, 14. Juni, ist vorerst nicht in Gefahr: „Die Lage auf der Rüttenscheider Straße ist nicht allzu dramatisch. Ich habe gestaunt, dass es die meisten Kirschbäume unbeschadet überstanden haben“, so Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid. Bislang stehe einer Ausrichtung des großen Straßenfestes nichts im Wege.