Essen. . Vorschulkinder bringen ihre lädierten Kuscheltiere zum Elisabeth-Krankenhaus und erhalten spielerisch einen Einblick in medizinische Abläufe. Die Aktion dauert drei Tage und wird von mehreren Kooperationspartnern alle zwei Jahre veranstaltet.

Das Röntgenbild, erstellt per Fotokopierer, zeigt es deutlich: Der Teddy hat ein Bonbon mit Papier verschluckt – und das muss wieder raus. Die sechsjährige Maren ist besorgt, doch Medizinstudentin Julia Wiehler weiß Rat. „Teddy muss operiert werden. Du bekommst Medizin mit, und in ein paar Tagen ist er wieder der Alte“, sagt sie, nimmt Maren an die Hand und begleitet sie zum OP-Zelt.

Maren und rund 1300 weitere Kinder zwischen drei und sechs Jahren werden bis Donnerstag die Einladung in die Teddyklinik am Elisabeth-Krankenhaus annehmen. „Wir machen das zum fünften Mal, die Aktion kommt super an“, erklärt Doris Müller (AOK), die die Organisation der dreitägigen Veranstaltung übernommen hat.

Hilfe gibt’s in der Nähstube

Die Vorschulkinder aus diversen Essener Kindergärten stehen mit ihren Stofftieren – natürlich werden nicht nur Teddys, sondern auch Esel, Fuchs, Drache, Einhorn und Co. behandelt – brav in der Schlange vor der Anmeldung. Manche Kuscheltiere sehen wirklich verletzt aus, haben kahle Stellen, abgerissene Gliedmaßen oder fehlende Augen. In solchen Fällen ist den Medizinstudenten und DRK-Schwestern schnell klar: Hilfe gibt’s in der Nähstube, wo die flauschigen Seelentröster wieder zusammengeflickt werden.

„Aber es gibt auch Kinder, die tragen auf dem Anmeldebogen ein, dass ihr Teddy Krebs hat. Das ist oft ein Zeichen, dass irgendjemand in der Familie an Krebs leidet und die Krankheit das Kind deshalb beschäftigt“, erklärt Doris Müller.

Spielerisch an das medizinische Geschehen heranführen

Manchmal hätten die Kinder Informationen auch im Fernsehen aufgeschnappt und versuchten, Details der Krankheit auf das Stofftier zu projizieren. Ziel der Aktion, die von mehreren Kooperationspartnern getragen und alle zwei Jahre durchgeführt wird, ist es, Kindern die Angst vor den „Männern im weißen Kittel“, vor Untersuchungen, Operationen, Krankenwagen und bitteren Pillen zu nehmen, indem sie spielerisch an das medizinische Geschehen herangeführt werden. Die Kinder übernehmen für ihre „kranken Stofftiere“ sozusagen die Elternrolle und sind damit dem Geschehen nicht hilflos ausgeliefert, sondern können Fragen stellen und Einfluss auf die Handlungen nehmen.

„In der Regel melden sich ganze Gruppen aus Kindergärten an, aber wenn ein Kind mit einem ,kranken’ Teddy spontan vorbeikommt, können wir das auch dazwischen schieben“, erklärt Doris Müller, während die kleine Maren ihren Teddy nach erfolgreich überstandener OP wieder in den Arm nehmen und in der „Apotheke“ nebenan mit einem Rezept die Medizin für die Weiterbehandlung abholen kann – Bonbons, die Maren selbst lutschen darf.