Essen-Haarzopf. . Die Bewohner des Marie-Juchacz-Hauses übten im Rahmen eines Kurses zehn Wochen lang den sicheren Umgang mit der Gehhilfe. Am Ende des Kurses erhielten sie eine Urkunde und feierten den erfolgreichen Abschlúss in einem Haarzopfer Café.

Eine Bordsteinkante, eine Stufe oder ein holpriger Weg mit Pflastersteinen – was für gesunde, fitte Menschen meist kein Problem ist, stellt für ältere oder gebrechliche Personen draußen auf den Straßen und Gehwegen eine immense Herausforderung dar. Oft meiden ältere Menschen die Bewegung, weil sie sich vor Stürzen fürchten. Und so wird der Bewegungsapparat immer schwächer und auch soziale Kontakte bleiben oft auf der Strecke, wenn sich die Senioren nicht mehr heraustrauen.

Um das zu verhindern, bieten Mitarbeiter des Marie-Juchacz-Hauses den Bewohnern ein spezielles Rollatoren-Training an, einen „Führerschein für den Rollator“, den jeder der 133 Bewohner absolvieren kann. Bis auf einige wenige Ausnahmen sind fast alle Bewohner des Hauses auf diese Gehhilfe angewiesen.

Der Kursus, der sich über zehn Wochen erstreckt, soll zu einem sicheren Umgang mit dem Rollator verhelfen. Für rund zehn Teilnehmer steht pro Woche eine „Fahrstunde“ auf dem Stundenplan. Um zu prüfen, wie fit die einzelnen Senioren sind, geht es mit einem Eingangstest los. Es folgen verschiedene Unterrichtseinheiten. Mal in den Gängen des Hauses, bei schönem Wetter auch im Garten, der mit verschiedenen Bodenbelägen wie Rindenmulch oder Kies ausgelegt ist und zudem kleine Gefälle aufweist. Neben den praktischen Übungen mit der Gehhilfe gibt es dann noch Nachhilfe in Sachen Ausdauer, Koordination, Orientierung oder Gleichgewichtsfähigkeit. Vertieft werden die Einheiten durch regelmäßige Hausaufgaben, die Motopädin Angela Lietzmann ihren „Schülern“ aufgibt. Ihr Konzept hat offensichtlich Erfolg, denn: „Alle Teilnehmer gaben zum Ende des Trainings an, weniger Sturzangst zu haben und sich sicherer zu fühlen“, kann Lietzmann freudig verkünden. Auch das Aufstehen und Hinsetzen funktioniere wesentlich besser und schneller.

Mit dem „Rollator-Führerschein“ in der Tasche würde sich Kursteilnehmerin Sigrid Sondermann sogar trauen, mal alleine vor die Tür zu gehen. „Dieser Kursus hat mir wirklich viel gebracht. Ich bin froh, dass ich die Gelegenheit hatte, teilzunehmen“, erzählt die 89-Jährige.

„Die Tatsache, dass sich die Senioren ein wenig besser bewegen können und nicht mehr so viel Angst haben, sorgt auch für bessere Laune“, berichtet Lietzmann über einen weiteren positiven Effekt. Das erste Rollator-Training fand bereits im November 2013 statt. Aufgrund der Erfolge, gehört der Kurs nun zum festen Bestandteil im Marie-Juchacz-Haus. Nach Ostern haben zehn weitere Bewohner wieder die Möglichkeit, an dem Training teilzunehmen.