Essen-Margarethenhöhe. . Statt einer einzelnen Bürgerin wollten auf einmal rund 30 Anwohner am Lührmannwald mit Rolf Fliß, Bürgermeister und Grünen-Politiker, über die massiven Eingriffe in den Wald reden. Die Bürger werfen der Stadt vor, die Bäume aus finanziellen Interessen zu fällen.

Für Bürgermeister Rolf Fliß (Grüne) verlief der Ortstermin im Wald an der Lührmannstraße völlig anders als erwartet: Er war im Glauben erschienen, die Anwohnerin Roswitha Krause, die sich über die massiven Baumfällungen der letzten Wochen beklagt, zum Vier-Augen-Gespräch zu treffen.

Tatsächlich erwarteten Fliß allerdings rund 30 Bürger, die je nach Mentalität und Grad der Verärgerung entweder sachliche Fragen zur städtischen Waldbewirtschaftung stellten oder in aggressivem Ton damit drohten, den zuständigen Förster persönlich zu verklagen.

Fliß’ Aussage, die Stadt betreibe keinen Kahlschlag mehr, sondern entnehme nur Einzelstämme, um im Hinblick auf den Klimawandel einen gesunden Wald mit Bäumen verschiedenen Alters aufzubauen, kommentierten viele der Anwesenden mit hämischen Zwischenrufen und verwiesen auf die Berge von extrem dicken und keineswegs krank aussehenden Stämmen am Wegrand. Lautstarker Protest regte sich bei den Bürgern, als Fliß verkündete: „Wir haben einen Erholungswald, keinen Wirtschaftswald.“ Für viele der Anwesenden ist offenbar klar, dass bei den Fällungen finanzielle Interessen der Stadt im Vordergrund stehen.

Den Einwand von SPD-Bezirksvertreter Günther Schröder, bei einem Ortstermin mit Grün und Gruga im September 2013 hätten sich gerade mal vier Bürger für das Thema interessiert, wiesen die Teilnehmer zurück: Der Termin sei verschoben worden und nachmittags habe kaum jemand Zeit. Etwas zur Versachlichung des Gesprächs trug Cornelia Fitger, Anwohnerin und Vertreterin des BUND im Beirat Untere Landschaftsbehörde, bei. Die Politiker wollten den Essener Wald wirtschaftlicher gestalten. So sei man zu der Vorgabe gekommen, jährlich 8000 Kubikmeter Holz zu entnehmen. „Diese Vorgabe resultiert aus wirtschaftlicher Verpflichtung. Ob allerdings in dieser Intensität geschlagen werden muss, bezweifele ich auch“, so Fitger. Wenn die Fällungen aber rechtmäßig seien - und eine entsprechende Bewertung durch Forstexperten habe ja stattgefunden - habe man keine Chance, sie zu verhindern.

Laut Cornelia Fitger müsse man auf längere Sicht besonders Roteichen entnehmen, die zwar mit dem Industrieklima gut zurecht kämen, aber auch pilzanfällig seien.

Warum man einen Baum ohne Krone habe stehen lassen, konnte niemand beantworten. Vielleicht sei er bewohnt. „Ich kann einige Argumente durchaus nachvollziehen, aber ohne Förster keine abschließende Bewertung vornehmen“, versprach Fliß, die Kritikpunkte an die Forstverwaltung weiterzugeben.