Essen-Rüttenscheid. . Im DRK-Seniorenzentrum gibt die Ausstellung „Dat Essen is fertich“ einen Einblick in die Küche des 20. Jahrhunderts – und zeigt gleichzeitig ein Stück Essener Stadtgeschichte.

„So eine hatte ich früher auch, ich habe ja alles selbst genäht für die Kinder und mich“, sagt die ältere Dame, die auf ihren Rollator gestützt die Abbildung einer alten Singer-Nähmaschine betrachtet. Ebenso wie die – aus heutiger Sicht betrachtet – gewöhnungsbedürftigen Schnittmuster. Erinnerungen wie diese sind es, die Klaus Geiser mit seiner Ausstellung „Dat Essen is fertich – Küchen und Kochen im letzten Jahrhundert“ im Rüttenscheider DRK-Seniorenzentrum wachrufen möchte.

Das ist nicht nur für jene spannend, die die Zeiten der Lebensmittelmarken, harten Plackerei am Waschbrett und Kohlebügeleisen noch selbst erlebt haben. Wer heutige Annehmlichkeiten wie Spülmaschine, Wäschetrockner und Mikrowelle selbstverständlich nimmt, der staunt angesichts der zahlreichen Ausstellungsstücke nicht schlecht. „Hausarbeit war früher eine richtige Schufterei. Die Hände der Frauen waren ständig rissig durch die Seifenlauge“, erklärt Klaus Geiser, der bereits seit sieben Jahren die Ausstellungen in den beiden DRK-Seniorenzentren in Rüttenscheid und Freisenbruch ehrenamtlich organisiert.

Kartoffeln bringen fünf Pfennig Rabatt

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Ein Großteil der Exponate hat er selbst zusammengetragen. Darunter historische Bügeleisen aus den 1930er-Jahren, die ersten Schnellkochtöpfe und Staubsauger, Bettpfannen, Teppichklopfer, alte Werbe-Blechschilder, eine Küchen-Minna, Party-Servierplatten für russische Eier und Käse-Igel sowie originale Speisekarten und Lebensmittelmarken aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. „Damals mussten die Menschen ihr Besteck ins Restaurant mitbringen. Wer Kartoffeln eintauschen konnte, zahlte fünf Pfennig weniger“, weiß der 76-Jährige, der sich unter anderem für das Steeler Archiv engagiert. Wie entbehrungsreich die Zeit gewesen ist, weiß auch Geiser noch: „Weihnachten gab es immer Sonderzulagenkarten: für die Männer Zigaretten-, für die Frauen Pfefferminzlikör- und für die Kinder Schokoladen-Marken.“

Neben den Gegenständen hat Geiser auch viele Presse-Artikel, Fotos und Anzeigen zusammengetragen, die einen Einblick in die Essener Stadtgeschichte der frühen Nachkriegszeit geben: Da wirbt das Fachgeschäft „Rettler & Plesser“ in Steele für „Bettwaren und Aussteuer-Artikel“, weckt das Gelsenkirchener Unternehmen Küppersbusch mit adrett in Schürzen gekleideten Frauen den Wunsch nach dem „ersten eigenen Herd“ und zeigen Schwarz-Weiß-Fotos aus Essener Haushalten, dass die Küche früher Arbeits-, Schlaf- und Wohnzimmer in einem war. Das beweist auch das Bild einer Küche, in der drei Männer Karten spielen, während die Frauen den Abwasch erledigen. Dabei will Geiser auch zeigen, dass sich trotz Emanzipation und moderner Geräte eines nicht geändert hat: „Die Küche bildet in vielen Haushalten noch immer den Lebensmittelpunkt.“