Essen-Rellinghausen. . Die Reichsadler-Apotheke in Rellinghausen feiert ihr 145-jähriges Bestehen. Im Obergeschoss zeigt Inhaber Klaus-Hartmut Iltgen ab sofort, wie Pharmazie früher funktionierte.

Auf den Tag genau sind es am Donnerstag 145 Jahre, auf die die Reichsadler-Apotheke zurückblicken kann. Ein Pharmazeut namens Strauß war es, der die Apotheke 1869 an der Hauptstraße 77 (heute Frankenstraße 108) eröffnete, um die Menschen aus Stadtwald, Heisingen, Kupferdreh, Überruhr und Bergerhausen mit Arzneimitteln zu versorgen. Doch mit diesem Jubiläum nicht genug: Auch der heutige Inhaber, Klaus-Hartmut Iltgen, kann einen runden Geburtstag feiern; nicht er persönlich, aber seine Familie, die die Apotheke vor genau 110 Jahren übernahm. So wird die Reichsadler-Apotheke mittlerweile in der dritten Generation geführt.

Grund genug, um mal zurück zu blicken - in die Zeit, in der Kräuter noch zusammengemischt, Schlafzäpfchen gegossen und Salben vor Ort angerührt wurden. Wie so etwas von statten ging und mit welchen Arbeitsmaterialien der Apotheker früher hantierte, davon können sich Kunden und Interessierte ab sofort in der oberen Etage ein Bild machen. Kurt-Hartmut Iltgen richtete hier mit alten Dachbodenschätzen aus dem Familienbesitz ein kleines, aber durchaus imposantes, Apotheken-Museum ein. Ausgestellt sind unter anderem ein ‘Drogenschrank’, Apothekergläschen, Waagen, Mikroskope, Schmerzmittel aus fünf Epochen oder Pillenbretter, auf denen die Tabletten von Hand gedreht wurden. Schnell wird klar: An Produktgattungen, die Namen wie „Anti-Aging“ oder „Skin-Repair“ tragen, hat zu dieser Zeit noch niemand gedacht.

Die Zeit des Pillendrehens ist vorbei

Auch die Zeit des Pillendrehens ist vorbei; eine typische Bewegung des Apothekers von heute ist der Griff in den Schubladenschrank. Zudem fragen Kunden heute nicht mehr nach Mittelchen gegen Syphilis sondern vermehrt nach Nahrungsergänzungsmitteln oder Kosmetikartikeln. „Auslage und Verkaufsfläche sind zum Tummelplatz der Schauwerbegestaltung geworden“, beschreibt Klaus-Hartmut Iltgen und spielt damit auf den Wandel des Apothekerberufes an.

„Früher war der Beruf wesentlich handwerklicher und naturwissenschaftlicher. Heute müssen Apotheker vor allem gute Kaufleute sein, sonst explodiert dieser ganze Verwaltungsapparat“, so Iltgen, der die Reichsadler-Apotheke 1993 von seinem Vater Kurt Joseph Iltgen übernahm. Die Zeiten hätten sich eben geändert, aber das soll nicht heißen, dass Iltgen seinen Beruf nicht gerne ausübt. Im Gegenteil: Ans Aufhören denkt der 71-Jährige nämlich noch lange nicht. Und wenn man ihm so zuhört, könnte man meinen, seine Karriere würde gerade erst beginnen. Immerhin eröffnete er vor fünf Jahren noch das „Haus der Mediation“, wo er Menschen mit Gesprächen statt mit Medizin helfen möchte.