Essen-Rüttenscheid. . 1995 gründete Rena Fischer-Bremen die „Kinderhut GmbH“, eröffnete im Januar die Kita Veronika - eine von mittlerweile zwölf Kitas in drei Bundesländern, in denen Fischer-Bremen versucht, mit flexiblen Modellen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu meistern. Wie schwer das sein kann, hat sie selbst erlebt.

Rena Fischer-Bremen gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ende der 1980er Jahre steigt sie in ihren Beruf als Diplom-Sozialarbeiterin ein. Als ihre beiden Kinder zur Welt kommen, pausiert die heute 61-Jährige nur kurz, die Tochter geht mit zweieinhalb Jahren in den Kindergarten.

„Das war damals ungewöhnlich“, erinnert sich die Familienexpertin mit Unternehmergeist, die 1995 die Kinderhut GmbH in Rüttenscheid gründet. Schon zuvor steht sie beruflich auf eigenen Füßen, berät in erster Linie Alleinerziehende in Betreuungsfragen. Ihr Sohn ist viereinhalb, als Fischer-Bremen in den Siebzigern den Schritt in die Selbstständigkeit wagt. „Die Themen Beruf und Familie waren für mich schon immer existenziell“, sagt die Sozialarbeiterin, die heute an der Spitze von zwölf Kindertagesstätten mit rund 120 Fachkräften in NRW, Baden-Württemberg und Niedersachsen steht.

Unterstützung durch die Privatwirtschaft

Unter den Einrichtungen finden sich viele Betriebs-Kitas oder solche, die mit Unternehmen kooperieren und ihnen Plätze vorhalten. E-Plus und Vodafone gehören etwa zu den Kunden. Die Unterstützung durch die Privatwirtschaft hat den Vorteil, dass das starre Korsett der öffentlichen Förderung ein Stück weit gelockert wird, etwa längere Öffnungszeiten angeboten werden können.

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In Rüttenscheid ist mit Jahresbeginn die Kita Veronika an gleichnamiger Straße neben dem schon bestehenden Spatzennest hinzu gekommen. 30 Kleinkinder unter drei Jahren können in der neuen Einrichtung betreut werden, zehn Plätze sind für Kinder von Evonik-Mitarbeitern reserviert. Der Stadt Essen macht Fischer-Bremen in der noch immer angespannten Betreuungssituation keinen Vorwurf. Sie ist selbst Mitglied im Facharbeitskreis Kinder- und Jugendbetreuung und weiß um „das große Bemühen“ und die schwierige Lage speziell in Rüttenscheid.

191 Kita-Plätze und 139 Plätze in der Tagespflege

Aktuell stehen allein in diesem Stadtteil 711 Kleinkindern unter drei Jahren 191 Kita-Plätze und 139 Plätze in der Tagespflege gegenüber. „Gerade in Rüttenscheid ist es durch die Nähe zu vielen großen Unternehmen nicht leicht, einen Platz zu finden. Die Quote von 46,4 Prozent ist auf den ersten Blick gut, aber leider reicht das noch immer nicht“, sagt Fischer-Bremen.

Grundsätzlich, findet sie, müsse sich das Klima für Bedürfnisse und Wünsche von Eltern in der Stadt ändern – auch bei Unternehmen. „Düsseldorf hat eine umfassende Kinderbetreuung als Standortfaktor erkannt und betrachtet diese als Wirtschaftsförderung“, sagt sie. Nicht zuletzt hätten aber auch die zahlreichen gesetzlichen Reformen, etwa das Kinderbildungsgesetz, die Betreuung nicht vereinfacht. Starre Stundenmodelle etwa passten nicht immer zum heutigen Berufsalltag vieler Eltern.

"Betreuung unter Dreijähriger pädagogisch sinnvoll"

„Wir brauchen außerdem mehr Bewusstsein dafür, dass die Betreuung unter Dreijähriger pädagogisch sinnvoll ist. Kinder lernen von Kindern, erwerben in der Gruppe soziale Kompetenzen“, so Fischer-Bremen. Und nicht zuletzt mangele es noch immer an der Akzeptanz jener Mütter, die früh zurück in den Beruf wollen – mehr als 30 Jahre, nachdem Rena Fischer-Bremen ihren Kampf eben dafür aufnahm.