Essen-Rüttenscheid. . Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge organisiert Workcamps und Schulprojekte mit jährlich 5000 Teilnehmern. Der Bezirksverband hat seinen Sitz an der Alfredstraße. Dort finden Menschen Hilfe, die etwas über die Gräber von Angehörigen wissen wollen.

„Wir sehen uns als Dienstleister. Menschen, die etwas über die Gräber ihrer Angehörigen wissen wollen, können zu uns kommen“, erläutert Christian Engler, Bezirksgeschäftsführer beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge an der Alfredstraße. Dort hat auch der Landesverband NRW seinen Sitz. Der Name des gemeinnützigen Vereins klingt antiquiert, doch die Anliegen sind ganz aktuell. Die Erinnerung an die Toten der Kriege wachhalten, dem Grauen ein Gesicht geben und so zur Friedenserziehung und Versöhnung beitragen - das sind die Ziele des Verbandes mit 600 hauptamtlichen Mitarbeitern, der 1919 gegründet wurde.

„Nach dem Ersten Weltkrieg waren die Kriegstoten verstreut in Frankreich, Belgien und anderswo, und der Staat war nicht in der Lage, die Gefallenen zu beerdigen. So gründete sich der Volksbund quasi als Bürgerinitiative, um sich um die deutschen Kriegstoten und -gräber im Ausland zu kümmern - eine Aufgabe, die uns heute ganz offiziell von der Bundesregierung übertragen ist“, erläutert Engler. Neben der Suche nach Kriegstoten, der Anlage und Pflege der Friedhöfe gehört die Jugendarbeit zu den Arbeitsschwerpunkten.

„Natürlich kommen Jugendliche nicht von allein auf die Idee, sich mit dem Thema Kriegsgräber auseinanderzusetzen“, schätzt Engler die Interessenslage der jungen Generation realistisch ein. Trotzdem mache er immer wieder die Erfahrung, dass gerade die Arbeit vor Ort den Jugendlichen oft eine andere Sichtweise vermittele. „Wenn sie im Unterricht die Kriegszeit besprechen und dann für eine Woche in unseren vier Begegnungsstätten in Frankreich, Belgien, den Niederlanden oder Deutschland zum Thema arbeiten, sind viele schon betroffen. Sie merken, dass es sich nicht um ein Computer-Ballerspiel, sondern bei den Gefallenen um echte Menschen handelt, die starben, als sie im Alter der Jugendlichen waren“, so Engler.

Kreuze bis zum Horizont - das sei für viele schon ein schockierendes Erlebnis. Die Jugendlichen arbeiten während der Aufenthalte keineswegs den ganzen Tag auf den Friedhöfen, sondern unternehmen auch themenbezogene Ausflüge wie zum Anne-Frank-Haus in Amsterdam. Die Workcamps richten sich an junge Leute, oft Studenten, die historisch interessiert sind und auf eigene Faust die Arbeit des Volksbundes kennenlernen wollen. „Manchmal werden daraus sogar ehrenamtliche Mitarbeiter“, sagt der Geschäftsführer.

Dass das Thema Kriegsgräber nicht nur für die Kinder der Gefallenen noch eine große Bedeutung hat, zeigt die Tatsache, dass jährlich rund 5000 junge Leute aus ganz Deutschland die Angebote wahrnehmen, so Engler.

Infos unter 84 237-24 oder auf www.volksbund-nrw.de