Essen-Rüttenscheid. . Der Rüttenscheider Werbefachmann Reinhard Pietrass entdeckte auf einem Bild in unserer Zeitung eines seiner allerersten Plakate, das für eine Funk-Band warb. Daraufhin durchstöberte er seinen privaten Fundus und fand weitere Erinnerungen an seine Studentenzeit.

„Die Stadtteil-Zeitung hat mich an meine beruflichen Wurzeln erinnert“, sagt Reinhard Pietrass (57), Inhaber der Werbeagentur „pietrassdesign“, die seit 2005 im Girardet-Haus ansässig ist. Er entdeckte auf einem Foto, das einen Artikel über ein komplett mit Plakaten beklebtes Treppenhaus im Walpurgistal illustrierte, eines seiner allerersten Plakate. „Checolalah - get on funky“ prangt dort als Aufschrift auf gelbem Hintergrund.

Eigene kleine Sammlung

„Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr, wer damals der Auftraggeber war und warum das Plakat entstand“, gibt Pietrass zu. Wiedererkannt habe er es aber sofort. Selbst besitze er gar kein Exemplar mehr. „Wie von vielen anderen auch. Ich bin da wohl ein bisschen zu leichtfertig mit meinen Plakaten umgegangen. Dabei bin ich eigentlich ein großer Plakatfan, besuche oft das Plakatmuseum und habe sogar eine eigene kleine Sammlung, die ich vielleicht irgendwann mal dem Museum überlassen werde“, so der Rüttenscheider.

Im Gegensatz zu Pietrass weiß Konzertveranstalter Ulrich Fild aus Kettwig noch genau, dass es sich bei „Checolalah“ um eine Essener Funk-Band der frühen 80er Jahre handelte, die im Bahnhof Süd, der Zeche Carl und im legendären Haus Mühlmann auftrat. Bei aller Freude über die Wiederentdeckung seines Plakats sieht Reinhard Pietrass seine frühe Arbeit heute durchaus kritisch. „Vieles, was man damals gut fand, würde man natürlich heute anders machen. Man entwickelt sich ja schließlich weiter.“

Pietrass hat in den 1980er Jahren in Essen Kommunikationsdesign studiert. Vorher absolvierte er eine Ausbildung zum Schriftsetzer. „Die waren damals sehr gut bezahlt. Aber es war noch die Zeit des giftigen Bleisatzes und mir war von Anfang an klar, dass ich da nicht alt werden würde“, erinnert er sich. Um sich während des Studiums ein bisschen Geld zu verdienen, entwarf er Plakate für die freie Kulturszene in Essen. „Das gab mal 50, mal 100 Mark. Bis heute mache ich so etwas gern als Ausgleich zur Industriewerbung“, erklärt Pietrass, der als Student oft für die Alte Synagoge arbeitete, später Werbung für das ehemalige Satiricon-Theater machte, den Schriftzug des Katakomben-Theaters entwarf und die „Clubdates“ des Pianisten Thomas Hufschmidt ankündigt.

Gern erinnert sich Pietrass an die Plakate für Herbert Knebels Affentheater, auf denen auch Stücke-Schreiber Sigi Domke zu sehen ist. Mit Pietrass’ Plakaten warben „Die Werkstatt“, Vorläufer des Grend, eine Tango-Veranstaltung, der Bahnhof Süd zur Eröffnung und das Uni-Sommerfest. „Mit meinem Jazz-Plakat bin ich sogar im Deutschen Plakatmuseum gelandet“, berichtet Pietrass.