Essen-Bredeney. . Michael Hassler arbeitet ehrenamtlich in der katholischen Bücherei von St. Markus in Bredeney. Er nutzt das Wissen, das er dort erwirbt, als Vorlesepate in der evangelischen Kindertagesstätte am Brandenbusch. Vor Weihnachten besucht er die Kinder täglich.

Sie können noch nicht lesen, aber sehr wohl zuhören und Bilder gucken. Und das tun die Mädchen und Jungen der evangelischen Kindertagesstätte am Brandenbusch auch ausgesprochen gern. So freuen sie sich jeden Montag auf den Besuch von Michael Hassler. Der 66-Jährige ist seit knapp zehn Jahren der „Vorleser vom Dienst“ in der Kita.

Weihnachts-Spezial

Der Bücherfreund engagiert sich eigentlich ehrenamtlich in der benachbarten katholischen Gemeinde St. Markus und kümmert sich dort - fast hätte man es erraten können - einmal pro Woche um die Ausleihe in der Bücherei. Die verfügt über rund 4000 Medien, die Hälfte davon für Kinder und Jugendliche. Und so hat Hassler immer einen guten Überblick über Neuerscheinungen und besonders beliebte Literatur, denn jährlich kommen 400 neue Medien dazu. „Als ich noch berufstätig war, wusste ich schon, dass ich irgendwann, wenn ich mehr Zeit habe, etwas in Sachen ,gesprochenes Wort’ machen würde“, erinnert sich der pensionierte Ingenieur – und wurde Vorlesepate in der Kindertagesstätte am Brandenbusch. Die perfekte Lösung: Hassler verquickt seine beiden Ehrenämter konfessionsübergreifend. Was er bei den Katholiken an (vor-)lesenswertem Stoff entdeckt, erfreut die Kinder der evangelischen Kita bei einem der nächsten Vorlesetreffen.

Das steht sonst nur am Montagnachmittag auf dem Programm, wurde jetzt in der Vorweihnachtswoche aber zu einem täglichen „Christmas Special“ ausgebaut. Jeden Nachmittag erscheint Michael Hassler mit seinem großen Lederkoffer - ein angemessenes Behältnis für einen echten (Bücher-)Schatz - und bringt den Nachwuchs mit Weihnachtsgeschichten schon in Feststimmung.

„Die Kunst ist, so vorzutragen, dass die Kinder interessiert dabei sind, aber keine Unruhe unter den jungen Zuhörern entsteht“, sagt Hassler. Bei Drei- bis Sechsjährigen eine durchaus komplexe Aufgabe. Hassler, der immer Texte in anspruchsvoller Sprache auswählt, ist überzeugt, dass er seine Leidenschaft für Bücher und Geschichten auf diese Weise weitergeben kann. „Natürlich soll das Vorlesen zum Lesen führen“, sagt er. Lesen macht schlau, ist der Bredeneyer überzeugt. Aber nicht nur das: Es sei auch eine Möglichkeit, sich zurückzuziehen und in eine andere Welt einzutauchen. „Mein Engagement hier ist nur ein Mosaikstein, denn natürlich lesen auch die Erzieherinnen vor“, sagt er bescheiden. Aber es mache Sinn, dass jemand wie er, der sich intensiv auf seinen Vortrag vorbereiten und sich Gedanken über eine lebendige Präsentation machen kann, Impulse von außen beisteuere.

Meist präsentiert er Bilderbücher, kurze Texte - Hassler will sein junges Publikum nicht überfordern. Was ihn an seiner Aufgabe reizt, sind die oft unerwarteten Reaktionen der Kinder. „Und irgendwie ist es ja auch ein Beitrag zur Zusammenführung der Generationen“, findet der 66-Jährige.