Essener Süden. . Die Essener Stadtwerke verlegen ab Mitte 2014 auf zwei Kilometern Länge neue Abwasserrohre im Walpurgistal und renaturieren den Rellinghauser Mühlenebach. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis 2018. Die Bürger sind schon jetzt in Sorgen angesichts der aufwendigen Baustellenlogistik.

Die ersten Bauzäune stehen schon, einige Bäume sind bereits gefallen, der Spielplatz im Walpurgistal wird in diesen Tagen langsam zurückgebaut und zum Baustellen-Lagerplatz umfunktioniert: Ein Vorgeschmack auf das, was die Anwohner ab kommendem Frühjahr erwartet, wenn die ersten Bagger im Auftrag der Stadtwerke anrollen.

Auf einer Länge von zwei Kilometern werden bis 2018 neue Abwasserrohre verlegt und der Rellinghauser Mühlenbach zurück in ein natürliches Bett gelegt. Dass das nicht ohne Einschränkungen für die Anlieger im Walpurgistal, aber auch in den Seitenstraßen Am Glockenberg sowie in Sperber-, Eschen - und Gönterstraße ablaufen wird, wurde bei einer Bürgerversammlung der Stadtwerke deutlich. Rund 70 Anlieger ließen sich von Projektleiterin Claudia Köster und Ingenieur Reinhard Beck auf den neuesten Stand der Planung bringen – und brachten viele Sorgen mit.

Rohr mit 4,40 Meter Durchmesser in neun Metern Tiefe

Vor allem die Baustellen-Logistik bereitet den Bürgern Kopfzerbrechen: Die Abwasserrohre haben einen Gesamtdurchmesser von 4,40 Meter und müssen mit Schwerlastfahrzeugen transportiert werden. Die dürfen nur bis 6 Uhr morgens auf den Hauptverkehrsstraßen unterwegs sein, entsprechend erfolgt die Anlieferung nachts. Die Rohre selbst werden in neun Meter Tiefe verlegt: Dafür müssen im Walpurgistal Baustraßen für schweres Gerät geschaffen werden.

Erst danach wird von Mitte 2017 bis Sommer 2018 der Bach renaturiert. Ein Mammut-Unterfangen, das insgesamt rund zehn Millionen Euro verschlingen wird. Gleichwohl ist es zwingend notwendig: „Der aktuelle Kanal entspricht in keiner Weise mehr den heutigen Anforderungen. Die Sanierung ist alternativlos: Bis zu 25 Kubikmeter Wasser pro Sekunde rauschen hier durch – das entspricht einem Tanklastzug“, so Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun. Schon jetzt sei die Abwassermenge viel zu groß, vor allem der Anteil des Mischwassers. „Wenn wir fertig sind, hängt da auch kein Klopapier mehr in den Büschen“, brachte es Dirk Pomplun plakativ auf den Punkt.

Bei Probebohrungen Kohle gefunden 

Gebaut wird in zwei Abschnitten: Im Januar und Februar wird vom Einlaufbauwerk nahe der Glockenstraße bis zur Eschenstraße gerodet, ehe Mitte nächsten Jahres die Kanalarbeiten beginnen. Erst im Herbst/Winter 2014 erfolgen die Baumrodungen von der Eschen- bis zur Gönter- und Birkenstraße, wo der zweite Bauabschnitt Anfang 2015 beginnen soll.

Die Zeitplanung geht dabei von normalen Witterungsverhältnissen aus, machte Planungsingenieur Beck deutlich: „Wenn es wochenlang durchregnet oder extreme Niederschläge drohen, müssen wir die Arbeiten einstellen, da es sonst zu gefährlich wird.“ Im Vorfeld werde ein Frühwarnsystem installiert. Ebenfalls abgeschlossen sind die Bodengutachten, die mögliche Bergbau- oder Weltkriegsschäden bislang ausschließen, so Claudia Köster: „Wir haben bei Probebohrungen sogar Kohle gefunden. Das ist immer ein gutes Zeichen, dass da niemand vorher gegraben hat.“

Ohne Sanierung kein weiterer Neubau im Essener Süden

Die Erneuerung des Abwasserkanals im Walpurgistal ist längst überfällig: So hat die Bezirksregierung Düsseldorf einen Neubau-Stopp im Essener Süden verordnet, bis die Stadt ihr Abwasserbeseitigungs-Konzept erfüllt. Betroffen sind davon etwa das Gelände der ehemaligen Pädagogischen Hochschule und die Gummertstraße in Rüttenscheid. Nur dort, wo bereits ein Bebauungsplan vorliegt, etwa für das Teilstück an der Veronikastraße der Hopf-Gruppe, darf gebaut werden.

Bei der Bürgerversammlung wurde kritisiert, dass das Walpurgistal schon vor 30 Jahren wegen Kanalarbeiten zur Dauer-Baustelle wurde. Ferner hätte man viele Neubauprojekte in der Vergangenheit in dem Bewusstsein der maroden Leitungen nie realisieren dürfen, monierten andere. Wenn die vier Jahre Bauzeit überstanden sind, dürfte die Idylle ins Tal zurückkehren: „Der Rellinghauser Mühlenbach ist dann so sauber, da können Kinder drin spielen“, versprach ein Vertreter vom Landschaftsschutz. Wenngleich es keinen Weg am Wasser geben wird – die Natur soll sich dort ab 2018 ungestört entwickeln können.