Südostviertel/Huttrop. . Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen der Hauptschule an der Wächtlerstraße überraschten Fahrgäste in Bus und Bahn mit kleinen Spielszenen über die Vergangenheit des Südostviertels. Viele Fahrgäste legten ihr Smartphone zur Seite und hörten zu.

Da staunten die Fahrgäste von Bus und Bahn nicht schlecht: An der Haltestelle Wasserturm auf der Steeler Straße stieg eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen ein, einige von ihnen verkleidet. Und kaum war die Bahn abgefahren, begannen die Schafe zu blöken, der Hahn krähte und ein als Bauer verkleideter Junge berichtete kurz und prägnant über die Zeit, als das Südostviertel noch aus einer Ansammlung von vier Kotten bestand und die wenigen Bewohner hart arbeiten und hohe Abgaben an das Stift entrichten mussten.

So mancher Fahrgast unterbrach das Tippen auf dem Smartphone und schaute den Kindern zu – wenn auch ein wenig verwundert. Um sich nicht mit langen Erklärungen aufhalten zu müssen, verteilten die Schüler Handzettel, auf denen sie ihr Projekt erläuterten. Insgesamt vier Gruppen bespielten an diesem Morgen immer wieder andere Bahnen und Busse, denn die Szenen waren bewusst so kurz gehalten, dass man sie zwischen zwei Haltestellen konsumieren konnte.

Die Kinder, Schüler der sechsten Klassen der Hauptschule an der Wächtlerstraße, wollten eine „positive Störung des öffentlichen Raums“ bewirken. „Ganz bewusst haben sie die Haltestelle ausgewählt, die sie auch nach der Schule bevölkern und wo es schon mal zu ,negativen Störungen’ des öffentlichen Raums in Form von Rangeleien kommt“, erklärt Florian van Rheinberg vom Bürgerzentrum „Storp 9“, der die Schüler bei der Organisation unterstützte.

Die 24 Schüler hatten sich seit den Sommerferien fächerübergreifend in Geschichte, Deutsch und Kunst mit der Stadtteil-Historie auseinandergesetzt und viel über das Leben der Bauern, aber auch über den früheren Galgenplatz am Schwanenbusch sowie über Persönlichkeiten aus dem Stadtteil erfahren. So wissen sie jetzt, dass die CDU-Politikerin Mathilde Kaiser sich vor dem Zweiten Weltkrieg für unverheiratete, schwangere Mädchen einsetzte und Karl-Gottlieb Wächtler, der Namensgeber ihrer Schule, ein Pfarrer war, der Ende des 19. Jahrhunderts als Vorreiter des sozialen Wohnungsbaus galt.

Auch vielen Fahrgästen dürften diese Informationen neu gewesen sein, bevor sie an diesem Vormittag unerwartet in den Genuss der kleinen Spielszenen kamen, für die die Kinder und Jugendlichen erst mal ihr Lampenfieber in den Griff bekommen mussten.